Keine Angst vor lauten Zeichen

ROCK GEGEN RECHTS Mit einem Konzert auf dem Spielbudenplatz mit viel Prominenz setzt die Kampagne „Laut gegen Nazis“ heute ein lautstarkes Zeichen gegen rechts

„Hamburg liegt auf Platz 4 der Bundesstatistik“, betont FC St. Pauli-Präsident Littmann

VON ANDREAS SPEIT

Zeichen setzen. Laut sein. In Hamburg hat die Kampagne „Laut gegen Nazis“ für heute eine Kundgebung gegen „Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Nazigedankengut“ angemeldet. Stattfinden wird der Event mit Musik und Lyrik zentral auf dem Spielbudenplatz.

„Wir wollen den Leuten auch die Angst nehmen gegen Rechts aufzustehen“, sagt Jörn Menge, Leiter der Kampagne. Hamburg ist nicht Mügeln, darf man gleich denken. In der sächsischen Kleinstadt scheiterte gerade ein Antirassismuskonzert – am FDP-Bürgermeister Gotthard Deuse. Im Schwetaer Park, dort wo vor zwei Jahren Deutsche Inder durch die Stadt jagten, wollte Deuse kein Konzert.

An der Elbe findet der Event nicht an irgendeinem Ort statt, sondern im Herzen des Kiezes. Die MusikerInnen und KünstlerInnen wechseln sich auf dem Spielbudenplatz ab. Lokale Bands – „The Knigths“, „LeFly“ und „Deak Diamond“ – treten vor Top-Künstlern wie Sebastian Krumbiegel („Die Prinzen“), Rolf Stahlhofen („Söhne Mannheims“) und dem Hip-Hopper Afrob (Foto) auf.

„155 Tote durch rechte Täter mussten wir schon zählen“, sagte Menge auf der gestrigen Pressekonferenz. Und Krumbiegel betonte: „Alle acht Stunden wird in Deutschland eine rechtsextreme Straftat verübt. 1.113 Menschen wurden 2008 Opfer rechter Täter.“ Nicht bloß im Osten, ergänzt Corny Littmann, Betreiber des Schmidt-Theater und Präsident des FC St. Pauli. „Hamburg liegt auf Platz 4 der Bundesstatistik“, betont Littmann, der bei dem Event auch auftritt. Mit dabei ist auch die Schauspielerin Alexandra Kamp. Sie hat sich von sich aus an die Kampagne gewendet, erzählt sie: Erlebte sie doch wie ein schwuler Freund von Nazis angegriffen wurde.

Durch das Programm führt ebenfalls einer der vielen, die schon direkt von rechts angegriffen worden sind: Tibor Sturm („Quietstorm“). 2005 attackierten ihn sechs Nazis. Doch Sturm konnte sich wehren. „Ich habe ihnen gezeigt, dass sie nicht bloß Täter, sondern auch Opfer werden können“, sagt Sturm. Die Folge jedoch für ihn: Wegen überzogener Notwehr kam er sieben Monate in Haft. „Ich wollte mich nicht entschuldigen“, erklärt er und betont: „Gerechtigkeit und Recht, das ist nicht dasselbe“.

Der Event, bei dem heute nicht nur gerockt, sondern auch gelesen werden wird, hat übrigens wenigstens einen kleinen Grund zum Feiern: Seit fünf Jahren existiert die Kampagne „Laut gegen Nazis“. Und das wird heute Nachmittag auch ordentlich gefeiert werden.

Sa, 1. 8., 14 Uhr, Spielbudenplatz