urdrüs wahre kolumne: Vollbad im Hafenbecken!
Journalist und Kabarettist, glaubt vorerst weiterhin an die Einheit der arbeitenden Klasse – sogar in Bremerhaven
Seit Wochen krepelt der deutsch Lotto-Jackpot zwischen einer und maximal vier Millionen herum, während man in Italien für den Sechser weit über hundert Millionen einstreichen könnte. Kein Wunder, wenn angesichts solcher Perspektivlosigkeit die Nordbank-Nonnenmachers dieser Welt sich trotz aller dramatischen Appelle an ihren Prämien festklammern, als ginge es ums nackte Überleben!
Ungeduldig warte ich derweil auf den Aufruf zur letzten Schlacht: Hat der ökumenische Verein Andere Zeiten doch jetzt sein Zentralkomitee komplett, welches das Volk Gottes in den Kampf für den einkaufsfreien Sabbat und den heilenden Rhythmus im Kirchenjahr führen soll. Wenn wir erst zu den Trompeten von Jericho die Sprinkleranlagen in den Möbelhäusern fluten und uns Kassiererin Sabine aus der Mönckebergstraße, von der Sonntagsfron befreit, lachend entgegen treibt, ist aus dem Tag des Zorns wieder der des Herrn geworden!
Wenn die vom Gesamthafen-Betriebsverein Bremerhaven vermutlich preiswert eingekauften Ver.di-Funktionäre den eigenen Kollegen sogar zum Vorwurf machen, in Notwehr den gelben Schein zu zücken, dann sollten sie damit rechnen, nach alter Tradition zum Vollbad ins Brackwasser der Hafenbecken geworfen zu werden: Wer im Stich lässt seinesgleichen / lässt doch nur sich selbst im Stich!
Das Selbsthilfeprojekt der süßen Wagenburg armer Bremer am ehemaligen Güterbahnhof soll also nach Meinung der CDU nicht länger geduldet werden, damit dort „kein rechtsfreier Raum“ entsteht. Bürgermeister Wilhelm Kaisen aber, der seinerzeit mit dem Wohnrecht auf Parzelle die Not der Nachkriegsjahre wendete – er hätte solche kleinlichen Mäkelfritzen mit der Mistgabel vom Gelände gejagt und den Campinggenossen Konrad Kunick auf einen Grillabend vorbeigeschickt, weiß aus zuverlässiger Quelle ULRICH „Nostradamus“ REINEKING
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