Naive Fragen, platzende Krägen

IN DIE AUSSCHÜSSE Die Performance der Opposition im Parlaments-Klein-Klein ist gar nicht so übel. Bisweilen steht sie aber plötzlich selbst in der Schusslinie

Eine hat er noch

Keiner kritzelt so akribisch Notizen wie er. „Eine Frage hätte ich doch noch“, wird sich kurz darauf Christopher Lauer melden. Im Innenausschuss hat sich der Pirat mit der Hornbrille aus dem Stand zum heimlichen Oppositionschef gemausert. Dabei saß der 27-Jährige bisher in TU-Vorlesungen statt in Hintergrundrunden der Sicherheitsbehörden. Zwar poltert der Grüne Benedikt Lux oft noch lauter. Als es aber um das Handydaten-Abfischen der Polizei ging, war er längst still, als Lauer noch weiter nachhakte. (ko)

Klar im Vorteil

Im Sonderausschuss Wasserverträge ist die Opposition im Vorteil: Linke, Piraten und Grüne stellen Leute, die sich mit den Teilprivatisierungsverträgen auskennen. Einer hat sogar dazu promoviert. Beste Voraussetzungen, um die Koalition vor sich her zu treiben – die demonstriert ohnehin Ahnungslosigkeit. So fordert etwa ein CDUler, die Verträge erst an den Datenschutzbeauftragten zu geben – der soll personenbezogene Angaben schwärzen. Der Mann weiß nicht: Sensible Daten wurden längst unleserlich gemacht. (sve)

Neuer Ton

Das Leben ist etwas leichter geworden für Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos): Früher musste er die Oppositionskritik im Hauptausschuss fast allein auffangen – von SPD und Linke gab’s kaum Rückhalt. Nun steht die Opposition unter Beschuss – vor allem die Grünen. Ätzende Kritik, persönliche Anwürfe und dann die Empfehlung eines CDUlers, man möge doch eine Schulung zum Thema Haushalt besuchen. Da platzte dem Grünen Jochen Esser unlängst der Kragen: „Das ist ein Ton, den wir hier nicht gewohnt sind.“ (sta)