„Der Risiken nicht bewusst“

Warum Frauen fürs Alter besser vorsorgen sollten

■ 61, gründete 1977 die „Anwältinnenkanzlei auf Wilhelmsburg“. Sie arbeitet im Fachrat Frauen des Kirchenkreises Ost.

taz: Frau Pötz-Neuburger, warum muss man Frauen vor der Armutsfalle warnen?

Susanne Pötz-Neuburger: Weil Frauen sich der Risiken ihrer Lebensführung oft nicht bewusst sind.

Was sind das für Risiken?

Frauen führen ihr Leben in wirtschaftlicher Hinsicht so, dass sie selten im Blick haben, wie es für sie im Alter aussieht und sich darüber Illusionen machen.

Worin besteht die Armutsfalle?

Darin, dass Frauen unterbrochene Erwerbsbiographien haben, dass sie häufig in Nicht-Vollzeit-Arbeitsverhältnissen arbeiten und bei den Teilzeit-Arbeitsverhältnissen überdurchschnittlich oft Geringverdienerinnen sind und dass sie nicht selbst in die Altersvorsorge einzahlen.

Ist das in jüngerer Zeit nicht besser geworden?

Die Erwerbsbeteiligung von Frauen hat sich erhöht, aber nicht so sehr der Anteil derer, die Vollzeit arbeiten.

Ein bisschen zu arbeiten, dürfte besser sein als gar nicht.

Es nährt die Illusion. Ein bisschen erwerbstätig zu sein, führt nicht zu einem existenzsichernden Altersrentenanspruch.

Wie viele Frauen sind im Alter arm?

Wir rechnen die heutigen Zahlen in die Zukunft hoch. Besonders armutsgefährdet sind die Alleinerziehenden: 41 Prozent beziehen Leistungen nach SGB II, mit drei Kindern sind es 72 Prozent.

Was raten Sie den Frauen?

Junge Frauen sollten Dienstleistungsberufe in der Ausbildung meiden, weil sie schlecht bezahlt werden und häufig zu Teilzeitarbeit führen. Sie sollten ebenfalls ihre Erwerbstätigkeit nicht lange für die Kindererziehung unterbrechen.

Was kann die Politik tun?

Sie sollte die Anreize für die Hausfrauen- oder Hinzuverdiener-Ehe im Steuer- und Sozialrecht abschaffen. INTERVIEW: KNÖ

Workshop „Klassische Armutsfallen für Frauen: 19 Uhr, Im Rockenhof 1