Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Mulatschag klingt ja schon so, was es auch meint. Kommt aus dem Ungarischen und steht für ein ausgelassenes Fest, was dann beim Mulatschag-Abend heute im Badehaus (Revaler Straße 99, 22 Uhr) dazu mit „Budapester Preisen und Budapester Musik“ gefeiert wird und einer „Tanz- und Gedankenmöglichkeit für kleine und große Menschen“, für die Specko Jedno mit einer latent seltsamen Musik sorgen, die fingerschnippend zwischen Lounge-Surf und Weltraumdisko unterwegs ist. And now for something completely different, eher ohne Fingerschnippen und mehr so ein Schaben, ein Scharren und Töne schwirren lassen. Durchatmen. Einzelne Klänge gegeneinander lehnen. Verdichten. Also nichts zum Mitpfeifen. Eher Zen, mit Meditationen darüber, wie Musik (Kommunikation, Leben …) überhaupt organisiert wird, am Samstag im Ausland (Lychener Straße 60, 21.30 Uhr) mit dem Improvisations-Trio Hotelgäste und den ähnlich interessierten Kollegen von Trigger und dem Duo Birgit Ulher/Gregory Büttner. Und doch noch die Lieder. Zuerst die zarten und scheinbar zerbrechlichen von Christy & Emily aus Brooklyn, die mittlerweile als Quartett antreten. Zerbrechen aber tun deren Lieder nicht, weil in ihnen auch so eine leidenschaftliche Velvet-Underground-Unerbittlichkeit steckt, die eigentlich das Dream-Folk-Etikett, das Christy & Emily gern angepappt wird, verbietet. Am Sonntag im Privatclub (Pücklerstraße 34, 20 Uhr, 15 Euro), wohin das Konzert vom Roten Salon verlegt wurde. Highly recommended. Wie eigentlich auch die Aeronauten am Mittwoch im Festsaal Kreuzberg (Skalitzer Straße 130, 21 Uhr, 13 Euro). Schrammeln an der Wandergitarre, Bläsersätze. Schönster Schaffhausen-Soul. Richtige Giganten der Unterhaltungsmusik, die ihr neues Album auch gleich mal ganz charmant „Too Big To Fail“ betitelt haben. Und sacht melancholische Sommerfrische-Lieder, die manchmal sogar einen schicken Afro tragen, aber darum gar kein Gewese machen und von modischen Schnickschnackfragen sowieso nichts wissen wollen, bekommt man am Donnerstag mit François & the Atlas Mountains (wieder Festsaal Kreuzberg, 21 Uhr. VVK: 13 Euro), dem Franzosen aus Bristol. Und wie gut die Lieder sind, war bei seinem letzten Auftritt in der Stadt zu sehen, wo er es trotz ungemein unvorteilhaftem Muscle Shirt nicht schaffte, an der Stimmung seiner Lieder zu kratzen.