Eine erfrischende Bahn

Bei der Planungswerkstatt zur Zukunft der Stresemannstraße sorgt ein Stadtplaner mit dem Vorschlag einer zweispurigen Einbahnstraße für Furore. Die beiden übrigen Spuren könnten für Busse, Radwege und breitere Bürgersteige genutzt werden

Quer durch die Lager sind viele fasziniert, weil kein Stückwerk präsentiert wurde

von Gernot Knödler

Aus der Stresemannstraße könnte eine Einbahnstraße werden. Mit dieser Idee hat der Altonaer Stadtplaner Otto Eikenbusch die 70 Teilnehmer der Planungswerkstatt elektrisiert, die sich am Wochenende darüber Gedanken machten, wie der Verkehr dort verträglicher werden könnte. 20 davon waren Anwohner. Eikenbusch arbeitet in der Stadtplanungsabteilung des Bezirks, machte den Vorschlag aber als Privatmann. „Quer durch die Lager waren alle erfrischt, weil endlich mal kein Stückwerk präsentiert wurde“, berichtet Christl Röhl von der Bürgerinitiative Stresemannstraße.

Ob und wie die Anregung umgesetzt werden kann, ist völlig offen. Der Idee nach würden die Autos auf der Stresemannstraße stadtauswärts, auf der Budapester und der Simon-von-Utrecht-Straße stadteinwärts fahren. Viele fasziniert, dass sich damit möglicherweise Platz gewinnen ließe. Der Verkehr in eine Richtung wäre flüssiger, so dass zwei Spuren genügen könnten. Eine dritte Spur könnte Bussen und Taxen in Gegenrichtung vorbehalten, die vierte auf Fußgänger und Radler aufgeteilt werden. Im anderen Extremfall könnte der Verkehr auf vier Spuren stadtauswärts rauschen.

Aus Sicht des Altonaer Bezirksamtsleiters Hinnerk Fock (FDP) könnte eine Einbahnstraße die grüne Welle perfektionieren. Der Verkehr würde flüssiger und umweltfreundlicher, Schleichverkehr aber müsse verhindert werden.

Eikenbuschs Anregung steht für die Offenheit der Planungswerkstatt. Die GAL hatte sie der CDU bei den Verhandlungen über eine Zusammenarbeit im Bezirk Altona abgerungen. Nach gut drei Jahren kommt damit wieder ein Thema auf die Tagesordnung, das beinahe schon vergessen schien: eine Hauptverkehrsstraße, die auf engstem Raum durch ein Wohngebiet führt und Lärm, Gift und tödliche Unfälle produziert. Nach der Bürgerschaftswahl 2001 hatte sich Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) angeschickt, der Verkehrsberuhigung auf der Stresemannstraße den Garaus zu machen. Weil die Anwohner massiv protestierten, hob er nur die beiden Busspuren auf, installierte aber gleichzeitig eine Geschwindigkeitsüberwachung.

Der Verkehr hat seither deutlich zugenommen. Nach Zählungen der Baubehörde wuchs er am Neuen Pferdemarkt von täglich rund 25.000 Autos 2001 auf 30.000 Wagen 2003. Auf der Holstenstraße nahm der Verkehr in gleichem Umfang ab. Vor der Verkehrsberuhigung, 1991, waren auf der Stresemannstraße knapp 43.000 Autos gezählt worden. Die Schadstoffemissionen mit Ausnahme von Stickstoffdioxid haben stark abgenommen. Die Feinstaubwerte, die erst seit 2001 erhoben werden, sind allerdings bedenklich. Lärmberechnungen sollen bei der nächsten Sitzung der Planungswerkstatt am 18. Juni vorliegen.