Ja zu edlem Tee und gutem Berliner Trinkwasser

Jan Feddersens Gastrokritik: Das Hotel Adlon verbindet fulminantes Mineralwasserrepertoire und Bekenntnis zu kommunaler Wasserversorgung

Es gilt ja als erste Adresse der Stadt; Michael Jackson und Staatsgäste aus Politik und Wirtschaft legen ja schon aus Gründen des Bewusstseins von den feinen Unterschieden Wert darauf, dort zu nächtigen – und nirgendwo sonst. Aber, das betont die Führung des Hauses sehr eindringlich, man sei so gediegen, so klassenbewusst, dass man über jeden Gast sich freut.

So soll es sein, so kennt man es: Die wirklich noblen Häuser schauen auf Zahlkraft, nicht auf das Äußere. So verliert sich dann manch einer im Foyer am Pariser Platz, der erst dort nach einer Schrecksekunde vor Schwellenangst eintreten mochte: Menschen in weniger maßgefertigten Textilien. Wollen doch auch sehen, was das ist, dieses Adlon.

Nun, das darf man zusammenfassen: Es sind wunderbare Serviceleute dort. Alle von natürlichster Zugewandtheit, gerade allen gegenüber, die dort nicht den dicken Max riskieren können, weil sie es nicht gewohnt sind, zu schreiten, und eher trippeln in das Foyer. Dies mag freilich ein guter Schritt sein, denn die Empfangshalle ist überhaupt nicht auf mächtige Dimensionen ausgelegt. Der Brunnen, ein Gastgeschenk indischer Gäste einst für die Vorkriegsbetreiber des Adlon, ein pittoreskes Stück von drei Metern Höhe, verziert von Elefanten, Fröschen und anderen Tieren. Es plätschert in dieser Mitte – was man nach einiger Zeit überhört wie das Summen von Straßenverkehr.

Vom Kaffee abgesehen, der schon bei ersten Besuchen nicht verschreckte, vom Gebäck zu schweigen, das doch recht gut gelungen schmeckte, gilt unsere Aufmerksamkeit dem Tee. Geliefert von der edlen Firma Ronnefeldt. Teemeisterin Kathleen Winkler weiß ihn zu preisen: „Ich trinke keinen Kaffee mehr – Tee ist beruhigender und anregender zugleich.“ Winkler, eine Kennerin, die in manchen Teilen der deutschen Welt gelernt hat, preist den Assam wie den Darjeeling: Und das ist recht so, denn sie muss nicht lügen. Es duftet und mundet vorzüglich.

Dass die Sitzmöbel im Adlon etwas zu weich geraten sind, liegt nicht am Tee und gewiss nicht an der Teemeisterin. Im Übrigen: Das Adlon ist ja bekannt für sein fulminantes Wasserrepertoire, einige Dutzend Mineralwässerchen bietet es an. Dass der Tee mit, so heißt es, „gutem Berliner Trinkwasser“ zubereitet wird, ist ein freies Bekenntnis zum kommunalen Service der Wasserversorgung. Manche würden einwenden, dieses Trinkwasser sei der Duschbrause Tod; des hohen Kalkgehalts wegen. Uns hat das nicht gestört, es war ein stilles, teegerechtes Vergnügen an einem x-beliebigen Mittwoch. Man muss es selbst probieren: Die Preise stabil, die Wonne, eine Welt des Edlen mal vorgefühlt zu haben, bleibt erinnerlich.

HOTEL ADLON, Unter den Linden 77, 10117 Berlin, Fon (0 30) 22 61 10 04; www.hotel-adlon.de. Tee ab 11 Euro im Kännchen; Leitungswasser wird gereicht; reichhaltige Mineralwasserkarte; Vorbestellung nicht erforderlich.