die große polizei-reform von EUGEN EGNER
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Ein Bekannter von mir ist bei der Polizei. Unter dem Siegel strengster Verschwiegenheit erzählt er mir regelmäßig Dienstgeheimnisse. Zum Beispiel die geplante große Polizei-Reform. Wie es heißt, solle und müsse die Polizei reformiert werden, wenn sie nicht den Anschluss ans 21. Jahrhundert verpassen will. Aber wie sieht das in der Praxis aus?

Von meinem Informanten, einem Befürworter der Reform, erfahre ich: „Zuerst wird privatisiert. Es gibt wohlhabende Herren aus dem Orient, die man sich sehr gut als Eigentümer vorstellen kann. Dann geht die Polizei natürlich an die Börse etc. etc.“ Ich habe da aber doch Bedenken: Wie verträgt sich so eine Privatisierung mit dem Grundgesetz? „Ach“, wird erwidert, „das Grundgesetz wird einfach angepasst.“ Einigermaßen entsetzt frage ich: „Und das Strafgesetzbuch?“ – „Wird vereinfacht“, lautet die Antwort. „So, wie das jetzt ist, bringt es ja sowieso nichts. US-Forscher haben rausgefunden, dass es Unsinn ist, bestimmte Dinge zu verbieten.“ Mich interessiert, wie eine Vereinfachung des Strafgesetzbuches denn aussehen solle. Der Bekannte verrät es mir: „Wir brauchen nur noch einen einzigen Paragrafen: ‚Erlaubt ist, was gefällt.‘“ – „Wem gefällt?“, frage ich mit gesträubtem Haar. Genervt fuchtelt der Reformanhänger mit den Armen: „Na, den einfachen Leuten eben. Polizei muss wieder populär werden.“ Ich kann das unmöglich ernst nehmen und spotte: „Gibt es dann auch neue, volkstümlichere Uniformen?“ – „Nein“, sagt der Bekannte, „von den Uniformen wollen wir ja gerade weg. Wir setzen verstärkt auf Individualität. Zum Beispiel sollen alle Polizisten große rote Kunststoffhüte tragen. Das kennt jeder, und es spricht vor allem Kinder an.“ Und die übrige Kleiderordnung? „Viel Werbung, so flotte Brillen, Hosen mit Schlag, auch schon mal gesäßfrei. Und immer Bier dabei und ein Grillgerät. Das wollen die Leute.“

Über eins habe ich aber noch nichts gehört: Wie sieht es bei einer solchen Reform für die Polizisten in finanzieller Hinsicht aus? Gibt es endlich Gehaltserhöhungen? „Hier soll das Ehrenamt flächendeckend greifen“, erfahre ich. „Mit acht, neun Putzstellen nebenher kann ein Polizeiangestellter prima leben.“

Und es soll ja auch lustiger werden bei der Polizei. „Dann erzähl doch mal einen Polizeiwitz“, schlage ich vor. Der Bekannte legt sofort los: „Ein Mörder kommt aufs Revier. In der Hand hat er ein Fahndungsgesuch mit seinem Steckbrief, da steht drauf: ‚Wir suchen Mörder aller Art‘. Nee, Moment, anders, die Polizei sucht natürlich Mörder, aber auf dem Steckbrief, da steht das nicht so, wie ich gesagt hab, da ist irgendwie das Bild von dem Mann drauf, verstehst du? Drüber steht ‚Gesucht‘ und drunter ‚Mörder‘, also ‚Mord‘. So, dass man sofort erkennt, dass er der gesuchte Mörder ist, als er da reinkommt. Und dann fragt er die Polizisten, also, die, die da Dienst haben: ‚Sie suchen doch Mörder?‘, nein, anders: er zeigt ihnen den Steckbrief, also, er fragt jedenfalls: ‚Verzeihung, ist die Stelle noch frei?‘ Verstehst du? ‚Verzeihung, ist die Stelle noch frei?‘ Und der Polizist auf dem Revier antwortet: ‚Wann können Sie denn anfangen?‘“ Mein Bekannter lacht wiehernd, und in meiner Verlegenheit frage ich: „Weißt du, dass du schöne Hände hast, wenn du lachst?“