OBAFEMI MARTINS, ERGÄNZUNGSSTÜRMER
: Weltstar zweiter Wahl

■ wechselte mit knapp 16 nach Europa, solljetzt 10,5 Millionen Euro Ablöse kosten Foto: dpa

Obafemi Martins ist die große Lösung für die zweite Reihe. Nicht nur, weil er die perfekte Ergänzung zu Grafite und Džeko bilden und für die gewollte Konkurrenzsituation in der Wolfsburger Offensive sorgen kann. Besonders wertvoll für den VfL macht ihn sein bisher so ambivalenter Karriereweg: Martins ist immer noch ein Star. Ein großer Name. Doch gleichzeitig ist Martins nicht mehr Star genug, um eine Stammplatzgarantie einfordern zu können. Denn dass er überhaupt nach Wolfsburg kommt, hat nicht nur mit der neuen Attraktivität der Autostadt zu tun. Martins käme nicht, wäre seine Karriere so verlaufen, wie es seine ersten internationalen Schritte versprochen hatten.

Martins debütierte als 18-Jähriger für Inter Mailand und in seinen ersten Spielen schien der kleine Nigerianer Schallmauern zu durchbrechen. Reihenweise zerriss er die Abwehrreihen in der italienischen Liga und der Champions League. Martins vereinte die typisch afrikanische Athletik mit italienischer Gradlinigkeit. Das machte ihn so unfassbar. Ein Roadrunner unter vielen Kojoten. Doch Inters Präsident Moratti gierte nach großen Namen, verpflichtete die Weltstars Crespo und Ibrahimović. Martins, der bis dahin in jedem dritten Spiel getroffen hatte, wurde überflüssig. Selbstzweifel lähmten die schnellen Füße. Seine Karriere stockte.

Er ging nach Newcastle. Zu einem Verein, der längst nicht mehr zur internationalen Spitze gehörte. Martins spielte plötzlich im toten Winkel der öffentlichen Wahrnehmung. Obwohl er auch in Newcastle in jedem dritten Spiel traf und hin und wieder auch die Viererketten der Premier League zerschnitt, war er plötzlich ein Weltstar zweiter Wahl. Neue Spektakelfußballer wie Messi, Ronaldo oder Benzema sorgten nun für Schlagzeilen. Nur einmal noch schaffte er es auf die Titelseiten: Im Juni 2007 entging er in Lagos nur knapp einem Mordanschlag und wollte danach nie wieder für seine Heimat auflaufen. Auch diese Debatte blockierte ihn.

Hinzu kam das Chaos in Newcastle. Um Martins herum zerbröselte ein Verein. Trainer kamen, gingen. Die Magpies taumelten am Rande des finanziellen Kollaps. Und selbst Klublegende Alan Shearer konnte den Verein nicht mehr retten. Newcastle stieg ab. Martins stieg ab. Der 24-Jährige, einmal der schnellste Spieler der Champions League, war plötzlich in die zweite englische Liga gerutscht. Der Abstieg spülte ihn auf den Markt und die Wolfsburger waren die Ersten, die zugriffen.

Dass sie damit richtig liegen könnten, zeigt eine Meldung aus England: Zuletzt soll auch Arsenals Manager Arséne Wenger ein Auge auf Martins geworfen haben. Und der Franzose ist bekannt für sein Faible für Spieler, die entscheidenden Karriereschritt noch gehen können.LUCAS VOGELSANG