Die weiche Leiste

Zum letzten Mal in dieser Fußball-Sommerpause velieren wir in dieser Kolumne erhellende Worte über Erkrankungen und Verletzungen von Sportlern. Welche, hängt weder von ihrer Häufigkeit, noch von ihrer Gefährlichkeit ab. Es herrschen hier keine sachlichen Gründe, sondern die Vorlieben des Autors.

Terminologisch gehört die „weiche Leiste“ zur bildhaften Sprache des Fußballs. Wie „langes Bein“ und „kurzer Pfosten“. Medizinisch ist die „weiche Leiste“, auch „Sportlerleiste“ genannt, eine Vorstufe des Leistenbruches und führt häufig zu einem solchen. Es handelt sich um eine durch Sport erzeugte Schwächung der Hinterwand des Leistenkanals. Diese Wand besteht aus Bindegewebe, das ausgeleiert und ausgedünnt, aber noch nicht gerissen ist. Schmerzhaft ist dabei die Dehnung eines Nervs, etwa bei Schuss und Pass. Fußballerinnen haben viel seltener „weiche Leisten“. Sie spielen anders.

„Weiche Leisten“ sind schwer zu diagnostizieren, weil sie sich beim Tasten wie ein Leistenbruch anfühlen. Sie werden gerne als „Leistenzerrung“ oder „chronische Adduktorenreizung“ fehldiagnostiziert. Bei Profifußballern wird die „weiche Leiste“ operiert, gerade wegen der schmerzhaften Nervenreizung. Es gibt Operationsmethoden, da kann der Bub nach drei, vier Tagen wieder trainieren. Konservative Sofortmaßnahme: Eis drauf. Langfristig: manuelle Therapie, Elektrostimulation, Kompressionsshorts, Stabilisierung und Stärkung der Beckenmuskulatur, denn häufig sind Oberschenkelmuskeln stark, Adduktoren schwach ausgeprägt. Dysbalancen sind kein Segen.

Weiche Leisten hatten Hanno Balitsch, Sebastian Deisler, Martin Fenin, Sebastian Kehl, Miroslav Klose, Jan Schlaudraff, Jan Šimák. ROR