Zu lang, zu ignorant, zu vage

IRRENHAUS Die Privaten klagen mal wieder über das Internet-Angebot von ARD und ZDF

Der Streit um die Online-Angebote von ARD und ZDF nimmt an Schärfe zu: Der Privatsender-Lobbyverband VPRT hat jetzt ein Gutachten präsentiert, das den öffentlich-rechtlichen Sendern vorwirft, ihre Angebote „viel zu vage“ zu beschreiben und deren Auswirkungen am Markt zu ignorieren.

Kritisiert wird vor allem, dass ARD und ZDF ihre Online-Pläne pauschal mit dem Marktversagen der privaten Konkurrenz begründen. Justus Haucap, Vorsitzender der Monopolkommission der Bundesregierung und einer der Autoren des Gutachtens, sagte, gerade für den Bereich der Onlinemedien ließen sich „gut funktionierende Marktmechanismen und generell eine sehr hohe Wettbewerbsintensität und Angebotsvielfalt feststellen“.

Außerdem moniert der VPRT, dass die Download-Möglichkeiten bereits ausgestrahlter Sendungen willkürlich verlängert würden: Der neue Rundfunkstaatsvertrag sieht eine Sieben-Tage-Frist vor, ARD und ZDF hätten diese in ihren Konzepten auf 12 bis 24 Monate ausgedehnt.

Was nur bedingt richtig ist: ARD und ZDF wollen in erster Linie Dokumentationen, Bildungs- und Wissenschaftssendungen über Jahre im Netz lassen, während für Serien und TV-Filme die Sieben-Tage-Regel oder teilweise noch kürzere Fristen gelten. Angekaufte Produktionen sind so gar nicht für den späteren Download vorgesehen.

ARD und ZDF prüfen derzeit in den sogenannten Drei-Stufen-Tests die Zulässigkeit ihrer bestehenden Online-Angebote. Der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust sagte der taz, die VPRT versuche, „die vom Gesetzgeber getroffenen Entscheidungen in ihrem Sinne umzudeuten. Und die Behauptung, es gebe keinen Bedarf an öffentlich-rechtlichen Angeboten in der digitalen Welt, wird auch durch ständiges Wiederholen nicht richtig.“

STEFFEN GRIMBERG