Der Berg spricht

Stephan Berg, der Direktor des Kunstvereins Hannover, wird neuer Leiter im Neuen Museum Weserburg in Bremen

Leidenschaft? Durchaus. Aber es ist eine intellektuelle Leidenschaft, die man Stephan Berg nachsagt, eine Leidenschaft, die auf Wissen basiert und den Kulturmanager davon abhalten würde, etwa spontan über Nacht ein Bild zu kaufen. Womöglich brachte das dem 45-Jährigen im Jahr 2004 die Honorarprofessur an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig ein.

Für die Kür des promovierten Germanisten als Nachfolger von Thomas Deecke im Amt des Direktors des Bremer Neuen Museums Weserburg aber mögen neben der fachlichen Qualifikation zwei andere Eigenschaften ausschlaggebend gewesen sein: Berg ist eloquent. Und er hat keinerlei Berührungsängste mit Sammlern und Sponsoren: Als Direktor des Kunstvereins Hannover ist er es gewohnt, Geld jenseits der öffentlichen Hand zu besorgen. Finanziert hat er damit unter anderem Ausstellungen wie ,On Stage: Theatralisierung und Bühnenhaftigkeit in der zeitgenössischen Kunst“ oder ,Tauchfahrten – Zeichnung als Reportage“.

Den Kunstverein Hannover verlässt Berg nun zum 1. Januar 2006, um in Bremen als Nachfolger von Thomas Deecke die Leitung des Neuen Museums Weserburg zu übernehmen. Für Berg ist das ein Karrieresprung: Der gebürtige Freiburger leitete von 1990 bis 2000 den Kunstverein in Freiburg, seit 2001 ist er Direktor des Kunstvereins Hannover, und nun wechselt er ins Museumsfach. Allerdings übernimmt Berg in Bremen ein Haus, das als Sammlermuseum zwar einige Möglichkeiten eröffnet, finanziell aber im von Sparbeschlüssen gezeichneten Stadtstaat nicht wirklich gut dasteht.

Etliche von Bergs Ausstellungen im Kunstverein Hannover haben es in die überregionalen Feuilletons geschafft – „fulminant“ beispielsweise fand die FAZ die aktuelle Georg-Herold-Retrospektive. Im Neuen Museum Weserburg will Berg nun die vorhandenen Schwerpunkte von Minimalismus und Fluxus als ,Resonanzraum für jüngere Kunst“ begreifen, will ,junge Sammlungskontexte“ präsentieren und ,mehr Bewegung“ in das Museum bringen – die bisherigen Vertragslaufzeiten mit den Sammlern sollen künftig deutlich kürzer ausfallen, als dies bisher der Fall war.

,Die Fortune beruht darauf, dass man sein eigenes Projekt begeisternd vermitteln kann“, sagt Berg. In Hannover hat er mit seiner Arbeit für Austausch und Diskurs gesorgt – und für einen Generationswechsel, der jetzt auch für Bremen ansteht. kli