Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die Polkappen schmelzen, wir wissen das. Wir schauen betroffen, aber trotzdem nicht hin. Müssen wir dafür überhaupt etwas empfinden? Fühlen? Weinen, wie die Polkappen etwa? Wäre Handeln nichts sinnvoller als Heulen? Um hier näheren Aufschluss über die korrekten emotionalen und sonstigen Strategien zu bekommen, lädt das Labor für kontrafaktisches Denken um Peggy Mädler und Julia Schleipfer im Kontext des Projekts „Weinen für die Polkappen – Szenarien globaler Empathie“ zur Performance „Wo ist nur mein Mitgefühl geblieben“ von Lisa Lucassen und Julian Mehne in den Empathiegarten in der Frankfurter Allee 23 ein, wo am Donnerstag um 17 Uhr zunächst die performativen Empathie-Wochen feierlich eröffnet werden, und im Café Sanatorium dann ab 19 Uhr zwei Performer ihre Zuschauer mit eben dieser Frage konfrontieren: „Wo ist nur mein Mitgefühl geblieben?“ An den darauf folgenden Tagen wird dieser Komplex in verschiedenen Berliner Kaffees oder Kneipen immer wieder aufs Neue aufgerollt. Insgesamt bis zum 21. August verwandelt das Labor für kontrafaktisches Denken Berlin mit „Weinen für die Polkappen“ in eine mitfühlendere Stadt, wobei drei „Empathiemeilen“ zum kontrafaktischen Gedankenaustausch einladen: Auf der Friedrichshainer Niederbarnimstraße, der Falckensteinstraße in Kreuzberg und der Reuterstraße in Neukölln werden in der Performance, der Videoinstallation „Warum Weinen“ und mit zahlreichen weiteren Aktionen wie einem Empathiestammtisch und einer Empathiebörse unterschiedliche Szenarien einer gesteigerten oder gar grenzenlosen Empathie einfach mal durchgespielt. Als Forschungen zu einer globalen Empathiekultur. Es wird ja immer so viel nachgedacht in dieser Stadt! Jetzt dürfen alle auch mal mitfühlen.

■ Weinen für die Polkappen: Programminfo www.laborfuerkontrafaktischesdenken.de/