T-Aktionäre beschweren sich über Plünderung

Auf der Hauptversammlung der Telekom üben Anteilseigner heftige Kritik. Anlass ist der Preis, der für T-Online-Aktien bezahlt werden soll. Chef Ricke verteidigt diesen Schritt – und schließt weitere Stellenstreichung ab 2006 nicht aus

BERLIN taz/dpa/afp ■ Die Aktionäre der Deutschen Telekom haben heftige Kritik am Vorstand des Unternehmens geübt. Das Barangebot und die Tauschofferte für die Aktionäre der Tochter T-Online seien „unfair“ und ein „absolutes Minimalangebot“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Carsten Heise, gestern auf der Hauptversammlung des Unternehmens. Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte: „Ihr Vorgehen bringt Schaden für die Aktienkultur in Deutschland.“ Die T-Online-Aktionäre seien ausgeplündert worden. Die SDK verweigerte die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats.

Anlass der Kritik ist die geplante Wiedereingliederung der Internet-Tochter in den Konzern. Die Telekom hatte den Anteilseignern von T-Online ein Barangebot von 8,99 Euro oder 0,52 T-Aktien für ein T-Online-Papier geboten. Das ist rund ein Drittel des Preises (27 Euro), den die Anleger beim Börsengang der Telekom-Tochter im Frühjahr 2000 auf den Tisch geblättert hatten.

Vorstandsvorsitzender Kai-Uwe Ricke verteidigte hingegen die Wiedereingliederung, der die T-Aktionäre nicht zustimmen mussten. Denn der Konzern hält schon über 90 Prozent an seiner Tochter. Die Verschmelzung sei „von höchster Priorität“, da neue Technologien wie Internet-Telefonie immer wichtiger würden. Breitband-Festnetz und -Internet wüchsen enger zusammen, weshalb die Sparten zusammengelegt werden müssten.

Doch das scheint nur ein erster Schritt auf dem Weg zum Konzernumbau zu sein. Zehn Jahre nachdem die Telekom eine Aktiengesellschaft geworden sei, stehe die Telekom „wieder am Beginn einer neuen Zeit, die neue Chancen und Herausforderungen“ bringe. Mahnend verwies Ricke auf den US-Konzern AT&T, der vor der Übernahme durch einen Konkurrenten steht. Dieses Beispiel verdeutliche, was einem früheren Monopolisten widerfahren könne, wenn notwendige Weichen nicht rechtzeitig gestellt würden.

Und dazu dürfte dann auch ein weiterer Stellenabbau zählen. Zwar seien für dieses Jahr über die bereits mit den Arbeitnehmervertretern vereinbarten Kürzungen hinaus keine weiteren Streichungen geplant, sagte Ricke. Zu 2006 äußerte er sich aber nicht. Am Wochenende hatte Ricke aber bereits einen weiteren Stellenabbau ab 2006 angekündigt. Der Telekom-Chef bekannte sich jedoch „ausdrücklich zum Prinzip der Sozialverträglichkeit“. Auf betriebsbedingte Kündigungen soll bis 2008 verzichtet werden.

Ricke hatte aber auch positive Nachrichten für die Aktionäre parat und machte ihnen Hoffnung auf „attraktive Ausschüttungen“ in der Zukunft. Für 2004 hatte die Telekom nach zwei Jahren Dividendenausfall wieder 62 Cent pro Aktie gezahlt. Dies sei die „Richtschnur für künftige Dividenden“. STEP