SOUNDTRACK

Sehr zart, sehr karg ging es zu auf Mona Steinwidders Debütalbum, das sie 2009 unter dem Namen Mohna veröffentlichte. Die Hamburgerin, auch noch als Sängerin und Keyboarderin der vergleichsweise fröhlichen Indiepop-Band Me Succeeds aktiv, kombiniert hier ein minimalistisch gespieltes Barpiano in Moll mit einem ebenso klaren wie brüchigen Gesang im unteren Lautstärkebereich. Perkussive Elemente spielen nur eine Nebenrolle, im Mittelpunkt steht das intime Abtasten der Reibungsflächen zwischen Gefühl und Versonnenheit. Wer da an Coco Rosie denkt, liegt natürlich falsch, hat sich immerhin aber ein ungefähres Bild von der Atmosphäre gemacht, die hier vor allem auch gesanglich hergestellt wird. Dieser Tage erscheint das zweite Album. Man darf sagen: die Veränderungen sind allenfalls gradueller Art. Do, 16. 2., 21 Uhr, Uebel & Gefährlich, Feldstraße 66

Die Sache klingt viel kriegerischer als sie ist. Die aus Philadelphia stammenden The War on Drugs haben sich entweder einfach nur irgendeinen Namen zugelegt. Oder es handelt sich um eine ironische Anspielung darauf, dass es den Sieg gegen die illegalen Rauschmittel nicht geben wird. Sollte Letzteres der Fall sein, stellen die bisher erschienenen zwei Platten jedenfalls das musikalisches Ausrufezeichen hinter dem Statement dar. So easy going, sagen sie, kann es in einer Rockband vielleicht nur zugehen, wenn vorher ordentlich einer durchgezogen worden ist. Vor falschen Assoziationen sei allerdings ausdrücklich gewarnt. Auf der einen Seite hat der Gesang von Adam Granduciel nun wirklich nichts benebelt Entrücktes, sondern besticht vor allem dadurch, dass er die nölige Phrasierung Bob Dylans mit dem Wehklagen von Flaming Lips’ Wayne Coyne interessant verknüpft. Auf der anderen Seite bewegt sich die Band währenddessen in einem komplexen Spannungsbogen zwischen staubigem Rock und schwelgerischem Shoegazer-Pop mit Kraut-Affinität – sieht die Ausfahrt „Stadion“ und fährt leise jubelnd vorbei. Fr, 17. 2., 20 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Verschiedene Erzählungen vom scheiternden Hedonismus. Auf der einen Seite The Kills als coole Kaputtheitsinszenierung von Lied und Menschenmaterial – sehr verrucht, verraucht und verlebt. Auf der einen Seite zum Beispiel Phantogram. Zwei Ausgesetzte in der Großstadt. Traurig, aber auch megacool. Umzingelt, aber einsam. Im Fallen, aber obenauf. Auch ein Duo, aber live zu dritt. Die beiden New Yorker machen, meist recht fragil klingende, elektronische Tanzmusik, die sich einem heißen Flirt mit Indiepop hingibt. Auf einem deutlich von Hip-Hop inspirierten Gerüst aus Beats und Samples entfaltet sich hier vor allem der hauchend-unterkühlte Gesang von Sarah Barthel, die gemeinsam mit ihrem Keyboard das mal repetitive, mal elegische Geschehen dominiert. Gitarrist Joshua Carter ergänzt mit verhallten Einwürfen. Abteilung: clever, lässig, eingängig, meist sehr tanzbar. Di, 21. 2., 20 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee 20

Richtig tolle Kunstfiguren sind rar. Viele tun nur so. Andere tun „normal“, fallen damit also auch nicht auf. Die Lage ist kompliziert. Mary Ocher setzt sich eine abstoßende Brille auf, schminkt sich unvorteilhaft, sieht abwegig aus, wirkt wie die subversive Fortsetzung von Cindy Lauper und Nina Hagen (siehe Foto). Sie wird die Situation damit zwar auch nicht aufklaren. Aber: es ist trotzdem toll. Nicht weil die aus Israel stammende Berlinerin eine niederschmetternde Parodie der Freaks darstellt, die heute die hippen Orte bevölkern, sondern weil sie ganz nebenbei auch den Kult des Dilettantismus erledigt. Frau Ocher komponiert nämlich – irgendwo zwischen Country, Elektrotrash und Folkhymne – sehr gut. Sie weiß, wie ein Hit klingen muss, weiß aber eben auch, wie man ihm im richtigen Moment sehr weh tun kann. Mi, 22. 2., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 17 NILS SCHUHMACHER