KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBERS AGRARMINISTERIELLE IMAGE
: Lindemanns Scheitern

Das Ministerium wirkt wie eine Art Lämmerschwänzchen der Agrarindustrie

Hüten sollte man sich vor Vorverurteilungen: Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat Niedersachsens Agrar-Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke wegen Geheimnisverrats angeklagt. Dabei ist gut möglich, dass er Verbraucher-Interessen im Blick hatte, als er im Januar 2011 recht flott verkündete, dass wohl eine Futtermühle in Damme mit den erhöhten Dioxinwerten in Eiern zu tun habe. Denn natürlich werden der Schaden für Eierfarmen und das Risiko für Verbraucher geringer, je früher der Verseucher benannt ist.

Konstruiert wirkt jedenfalls der Tathergang: Ripke soll die Altöl-Panscher durch offizielle Pressemitteilungen gewarnt haben. Dann wäre der Staatssekretär doof, was er nicht ist: Mitteilungen dieser Art setzt man doch ab, um zu verschleiern, dass man entscheidende Stunden zuvor etwas durchgesteckt hat!

Interessanter als die Schuld-Frage ist indes der Eindruck, den das Ministerium erweckt: Die Ermittler scheinen es als eine Art Lämmerschwänzchen der Agrar-Industrie zu sehen – nutzlos und so unselbstständig, dass der Verdacht, es habe aus eigenem Antrieb gehandelt, nicht mal da aufkommt, wo er naheliegt. Gert Lindemann (CDU) war als Minister geholt worden, um dieses, von seiner Vorgängerin Astrid Grotelüschen (Puten-Brüterei) perfekt verkörperte Image zu korrigieren. Bislang ist ihm das nicht geglückt – auch, weil er am Staatssekretär ihres Vertrauens festhält.