Zu Kurvenreich und ohne Saft

Erstmals seit ihrem Aufstieg in die Bundesliga 1996 droht den Telekom Baskets Bonn das vorzeitige Saisonende. Immerhin springt der Hauptsponsor Deutsche Telekom nicht ab

AUS BONNCHRISTIANE MITATSELIS

Es hat eine gewisse Tragik. Im April 1995 wurden die Telekom Baskets Bonn gegründet. Und pünktlich zum zehnjährigen Vereinsjubiläum droht den Basketballern aus der ehemaligen Bundeshauptstadt die größte Frustration der Vereinsgeschichte: das vorzeitige Saisonende in der Bundesliga. „Eine Chance ist noch da, und die wollen wir natürlich nutzen“, meint Klubsprecher Michael Mager. Doch auch er weiß: Die Playoffs kann Bonn nur noch mit fremder Hilfe erreichen.

Dazu müsste der Tabellenneunte sein letztes Hauptrundenspiel am Sonntag (15 Uhr, Hardtberghalle) gewinnen. Andererseits müsste Ludwigsburg, der Achte im BBL-Klassement, in seiner Heimbegegnung gegen Karlsruhe eine Niederlage kassieren. Bonn wäre dann aufgrund des besseren direkten Vergleichs mit Ludwigsburg als Tabellenachter für die Meisterrunde qualifiziert. Ein Scheitern wäre jedenfalls eine enorme Enttäuschung für die Bonner, so etwas sind sie einfach nicht gewohnt. Seit dem Bundesligaaufstieg im Jahr 1996 schafften sie es immer in die Playoffs, zwei Mal (1997 und 1999) sogar bis ins Finale – und das mit ihrem vergleichsweise geringen Jahresetat von 2,5 Millionen Euro.

Doch in dieser Saison war der Wurm drin. Das Unheil begann mit der Verletzung von Aleksandar Nadjfeji im November. Ohne den Routinier stürzte Bonn, das mit sechs Siegen in die Saison gestartet war, ins Tabellenmittelfeld ab. Erst nach der Rückkehr des serbischen Flügelspielers Anfang des Jahres schienen sich die Baskets wieder gefangen zu haben. Doch die Mannschaft kam nicht richtig in Schwung, es mangelte ihr an Konstanz. Manchmal schien auch die Motivation nicht zu stimmen.

Typisch für den kurvenreichen Saisonverlauf: Anfang April verloren die Baskets ihr Heimspiel gegen Gießen mit 76:89, die Zuschauer in der Hardtberghalle pfiffen ihr Team gnadenlos aus. Nur vier Tage später schlugen die Bonner den siebenmaligen Meister Alba Berlin im Pokal-Viertelfinale 96:85. Vom Publikum wurden sie wieder wie Helden gefeiert. Nach der Saison, unabhängig davon, wann die nun endet, wollen die Bonner intensive Fehleranalyse betreiben. Die Mannschaftszusammenstellung, die Arbeit des Trainerstabs – alles müsse hinterfragt werden, meint Klubsprecher Mager.

Negative Konsequenzen seitens des Hauptsponsors Deutsche Telekom müssen die Basketballer offenbar nicht befürchten. Das Unternehmen überprüft zwar zurzeit seine Sponsoringaktivitäten; so steigt die Telekom Ende Juli 2005 als Förderer des Deutschlandachters im Rudern aus. Die Baskets seien von dem Strategiewechsel aber nicht betroffen, sagte Stephan Altenhoff, Leiter Konzernsponsoring bei der Telekom, der FAZ. „Das sehen wir nicht als Sponsoring, das ist ein Standortengagement.“

Die Argumente für den Neubau einer 5.800 Zuschauer fassenden Halle werden dadurch nicht besser. Zur Saison 2006/07 sollen die Pforten öffnen. Gebaut wird noch nicht, die Planungen stehen kurz vor dem Abschluss. Nach Vereinsangaben bemühen sich die Baskets um einen Kredit in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro, auch sollen weitere Sponsoren geworben werden. Die Telekom steht zumindest für den Hallenbau nicht zur Verfügung.

Für den Fall des Scheiterns bleibt den Baskets ein weiterer Trost: Bonn nimmt am übernächsten Wochenende am Final-Four-Turnier um den deutschen Basketball-Cup in Frankfurt teil. Gegner neben Frankfurt sind Köln und Ludwigsburg. Etwa 1.000 Bonner Basketballbegeisterte werden zur Unterstützung ihrer Mannschaft anreisen. „Das Wichtigste ist für mich, dass wir vor unseren Fans noch einmal eine gute Leistung abliefern. Wir wollen uns von unserer besten Seite zeigen“, sagt Trainer Predrag Krunic. Sollten die Baskets gewinnen, wäre es der erste Titelgewinn der Klubgeschichte, das zehnjährige Jubiläum könnte doch noch gefeiert werden.