LESERINNENBRIEFE
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Die Taschen voller Geldscheine

■ betr.: „Wulff ist weg, Merkel sucht Nachfolger“, taz.de vom 17. 2. 12

Dieser Rücktritt war schon lange überfällig. Da setzt sich Christian Wulff im Jahr 2005 als Ministerpräsident dafür ein, dass die dem Filmmanager Groenewold gehörende Briefkastenfirma Waterfalls Productions vom Land Niedersachsen eine Bürgschaft über 4 Millionen Euro erhält, und Groenewold bezahlt für Wulff Hotelübernachtungen. Dann die Erklärung von Wulff: „Groenewold hat das Geld für die Hotelrechnung nur vorgeschossen. Ich habe ihm das Geld für die Hotelunterkunft in bar zurückgezahlt.“

Da hat also ein Ministerpräsident keine Kreditkarte, aber die Taschen voller Geldscheine und bezahlt eine vierstellige Summe in bar.

Ich dachte immer, das machen Gangster und Zuhälter mit ihrem Schwarzgeld.

HEINZ KORNEMANN, Wolfsburg

Parteimeier und ganz Gefährliche

■ betr.: „Wulff ist weg, Merkel sucht Nachfolger“, taz.de vom 17. 2. 12

Da nun immer mehr aus der Hannovermafia-Verbindung zur Kommunalpolitik (später Bundespolitik) bekannt wird, sollte man Schröders Rolle zur Liberalisierung der Finanzmärkte und zur Riesterrente usw. noch mal prüfen. Schröder nimmt auch alles mit, was er kriegen kann. Die Agenda 2010 ist von Steinmeier, Schröder, Maschmeier und Hartz in Hannover ausgeheckt worden, und von den dummen Abnickern aus der SPD-Fraktion, unter Druck und weil sie zu blöd waren, die Einzelheiten zu verstehen, durchgewunken worden. Aus Sorge um ihr kleines Einkommen (Diät) und die Privilegien drumherum tun die Abgeordneten alles. Das brauchen wir gar nicht. So viel zu den Parteimeiern und den ganz Gefährlichen, die nach oben gerutscht sind. Meist gut geschmiert. MICHAEL KLUG, Wuppertal

Lernmittelfreiheit durchsetzen

■ betr.: „Ein magischer Spiegel“, taz vom 15. 2. 12

Wird die taz jetzt zum zentralen Werbeorgan fürs iPad? Keine Frage, ein iPad ist was Feines. Aber wo bleibt in der Berichterstattung über die Pads in der Schule die Frage nach der digitalen Spaltung? Eltern, die es sich leisten können, ein iPad zu kaufen, werden ihren Kindern einen Riesenwissensvorsprung erkaufen. Hartz IV erlaubt noch nicht einmal einen PC, geschweige den Internetanschluss.

Die Lehrer, die sich mit ihren hohen Gehältern natürlich leicht den Mercedes unter den Pads leisten können, liefern aus ihrer engen Sicht heraus das deutsche Bildungssystem an einen Monopolisten aus. Das gehört sofort unterbunden.

Die Lösung ist natürlich, dass ausschließlich freie Software verwendet werden darf. Und Lernmittel plattformunabhängig sein müssen. Das wird nicht nur für mehr Zugangsgerechtigkeit sorgen, sonder langfristig viel Geld im Bildungssystem sparen, das man in Bildung investieren kann. Lernmittelfreiheit durchsetzen!

JÖRG RUPP, Malsch

Prestigeprojekt für die Internetseite

■ betr.: „Ein magischer Spiegel“, taz vom 15. 2. 12

Zum praktischen Erleben des Lernens mit Tablets mein „Erfahrungsbericht“: Ich bin Kernzeitbetreuerin in einer Schule, die jetzt eine Tabletklasse, eine siebte Klasse, hat. Sechs bis acht Tabletbesitzer/innen sind hier. Schwerpunkt der Betreuung sind die Hausaufgaben. Das Finanzieren des Tabletts war eine der Fragen, die ich der Schulleitung gestellt habe. Antwort: Auf Anfrage der Erziehungsberechtigten kann über eine Hilfe bei der Finanzierung mit der Schule gesprochen werden. Doch welche Eltern geben sich schon die Blöße?

Ich sollte in der ersten Zeit den Kindern einen größeren „Spielraum“ lassen. Das sah dann so aus, dass die Kinder, 5. bis 8. Klasse, sehr schnell ihre Hausaufgaben erledigten, um noch einen der Plätze für das Tablet zu ergattern. Es wurde in der ersten Zeit bis 15.50 Uhr mit den Tablets „gearbeitet“. Kam ich als Betreuerin in die Nähe, wurde vorgewarnt, und schon war etwas anderes auf dem Bildschirm. Wie sich die Unterrichtsarbeit mit dem Tablet gestaltet, weiß ich nicht genau. Die Kids sprechen von Präsentationen, die erstellt werden müssen, und auch vom Englischlernen. Das war’s dann aber auch. Ich denke, dass eines der Probleme das Nebenher von Lernmaterial und Freizeitspaß in einem Medium ist. Beim Elternabend bekam ich großen Zuspruch von den Eltern für meinen Vorschlag: Eine Stunde Tabletarbeit, dann muss das Teil ausgeschaltet werden. Ich hatte den Eindruck, dass nicht alle Eltern von der schulischen „Weiterbildung“ begeistert waren. Aber so eine Klasse ist auch ein Prestigeprojekt, was sich sehr gut auf den Internetseiten der Schulen darstellen lässt.

SIBYLLA M. NACHBAUER, Erlangen