In Blumenthal hängt die Sitzordnung schief

KOMMUNALES Das Beiratsmitglied der Linken, Anke Krohne, soll neben einem NPD-Mann sitzen. Das haben SPD und CDU im Beirat beschlossen. Sie fühlt sich gemobbt, der Ortsamtsleiter dementiert das nicht

Mit links und rechts habe das nichts zu tun – „dass läuft ziemlich quer bei uns“

Während in Bremen nach Jahren der großen Koalition allerorten rot-grün angesagt ist, bleibt der Beirat Blumenthal bei seiner bewährten großen Koalition. „In Blumenthal ziehen wir mit denen von der CDU eher an demselben Strang als mit den anderen“, so erklärt das erfahrene SPD-Beiratsmitglied Alex Schupp.

Das war auch so auf jener Sitzung, auf der es mal wieder um die Sitzordnung während der Beiratssitzungen ging, ein Thema seit Monaten. Diverse Vorschläge zur Sitzordnung waren erarbeitet worden, da ergriff Beiratsmitglied Harald-Cristian Sociu von den „Bürgern in Wut“ das Wort und erklärte, er habe nun lange neben dem NPD-Mann Sascha Humpe gesessen, da fühle er sich aber nicht wohl, weil er keineswegs ein „Rechtspopulist“ sei, er möchte gern den Platz tauschen mit Anke Krohne von der Linkspartei. Die saß bis dahin links neben der SPD – wie sich das für richtige Parlamente gehört. Die Abstimmung über den Platztausch wurde geheim vorgenommen. Das Ergebnis: Eine große Mehrheit war dafür, eine kleine Minderheit, die sich leicht als Linkspartei und Grüne identifizieren ließ, war dagegen.

Anke Krohne war empört. „Mobbing per Sitzordnung“ sei das. Und: „Außerhalb der Beiratssitzung kann die SPD mit den Bürgern in Wut so viel kuscheln wie sie will, aber der Beirat ist ein Parlament“, und da müsse links links bleiben. Die Stadtteilausgabe des Weser Reports titelte, die Linke hätte ganz rechts sitzen wollen. Arno Schupp von der SPD kommentierte trocken, Frau Krohne habe immer gesagt, sie sehe schlecht, jetzt habe sie den gewünschten Platz direkt vor der Leinwand – „sie kriegt den Platz, den sie immer haben wollte“. Mit links und rechts habe das sowieso nichts zu tun – „dass läuft ziemlich quer bei uns“. Und sie müsse sich ja nicht zur rechten Seite zum NPD-Mann Humpe umdrehen.

Irgendwann rutscht ihm dann doch heraus, dass es eigentlich um etwas ganz anderes geht: „Mit der Frau können wir schlecht auskommen“, sagt der SPD-Politiker. Mit Politik habe das wenig zu tun, erklärt Ortsamtsleiter Peter Nowack (SPD). Anke Krohne habe eine Art, allen deutlich zu machen, dass sie sie für blöde halte, sie mache sich damit unbeliebt, wo sie auftauche. Krohne hingegen hatte im vergangenen Jahr eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Nowack wegen dessen fortgesetzten verbalen Angriffen gegen sie eingereicht. Und die Senatskanzlei hatte im Oktober ein Disziplinarverfahren gegen Nowack eingeleitet, nachdem er wiederholt mit frauenfeindlichen Sprüchen aufgefallen war. Gut dokumentiert waren seine Zoten auf seiner Facebook-Seite: „@Stephan; wer bringt beim nächsten Mal die Kondome mit?“, hieß es dort unter anderem nach einer Feier „mit den Gymnastik-Damen des Blumenthaler TV“.

Mit Spannung darf man nun die nächste Beiratssitzung erwarten. Was ist, wenn sich Beiratsmitglied Krohne einfach auf einen Stuhl ihrer Wahl setzt? „Ich werde sie nicht wegtragen“ versichert Ortsamtsleiter Nowack. Kann es eine verbindliche Sitzordnung geben? „Ich kenne keine Rechtsgrundlage dafür“, sagt der Ortsamtsleiter im benachbarten Vegesack, Heiko Dornstedt. Streit habe es darüber in seinem Beirat aber auch nie gegeben: „Wir haben andere Probleme.“ kawe