Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Nachdem die für diesen Mittwoch angesetzte Räumung des Schokoladen erst mal bis zum 31. März ausgesetzt ist und zwischendurch von allen beteiligten Parteien daran gearbeitet wird, eine wirklich dauerhafte Lösung für diesen letzten Ort der Alternativkultur in Mitte (reden wir nicht übers Tacheles) zu finden, muss man sich eben am Mittwoch auch nicht mehr zu den Protesten gegen die Räumung im Schokoladen einfinden. Wer dennoch vorbeischauen will, dem winkt zur Feier ein Freibier, wie es aus dem Schokoladen heißt. Am Mittwochnachmittag aber wird dann zum S-Bahn-Gleis des Bahnhofs Alexanderplatz marschiert, dort treffen sich die AktivistInnen, die nach Potsdam fahren wollen, um gegen den Abschiebeknast zu demonstrieren, der gleich in den Neubau des BBI mit eingebaut wurde und sogenannte Schnellverfahren ermöglicht. Mit der S 7 geht es zum Potsdamer Hauptbahnhof, von diesem geht es zum brandenburgischen Landtag, der letztendlich für die Durchsetzung der Asylpolitik auf dem Flughafen Schönefeld zuständig ist, was nicht heißt, dass der Berliner Senat mit dem Vorgehen der Brandenburger KollegInnen nicht voll und ganz einverstanden ist. Am Donnerstag wird in der K9 nach „Alternativen Strukturen linker Wissenschaft“ gefragt, also nach einer Wissenschaft, die sich der Aufklärung und der Kritik der Aufklärung gleichermaßen verpflichtet fühlt, und die befreit ist vom Zwang neoliberaler Ergebnisorientiertheit. Wie kann Herrschaftskritik in die Forschung integriert werden, wie Rassismus vermieden werden? Am Samstag schließlich eine erneute Demonstration: An der Ecke Warschauer/Revaler Straße wird gegen den Friedrichshainer Thor-Steinar-Shop demonstriert – und selbstredend dabei auch gegen die ideologische Ausrichtung seines Kundenstamms.

■ Abschiebeknast: Treffen S-Bahn Alexanderplatz, Mi., 15 Uhr

■ Linke Wissenschaft: K9, Kinzigstr. 9, Do., 19 Uhr

■ Thor-Steinar-Demo: Warschauer/Revaler Str., Sa., 14 Uhr