Rauschartige Zustände

Basketball Alba zeigt gegen den Tabellennachbarn Artland Dragons eine überragende Leistung und gewinnt mit 94:70. Jetzt hofft das Team, endlich seine Leistung konstant hoch halten zu können

„Erst wenn wir sechs bis acht Spiele am Stück diese Einstellung mitbringen, glaube ich an eine Trendwende“

Manager Marco Baldi

VON NICOLAS SOWA

Alba kann es doch noch: große Siege feiern. Beim 94:70 (46:34)-Erfolg über den Drittplatzierten Artland Dragons spielten sich die Berliner phasenweise in einen Rausch. Dunkings, spektakuläre Blöcke und neun aufopferungsvoll kämpfende Berliner bekamen die 10.845 Zuschauer in der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof zu sehen. „Das beste Spiel seit Dezember“, wie Trainer Gordon Herbert befand. Der überragende Akteur des Abends war Kapitän DaShaun Wood, der 30 Punkte erzielte.

Es war ein wichtiger Sieg für Alba. Denn Trainer Gordon Herbert hatte die Partie gegen den Tabellennachbarn zu einem Charaktertest gemacht. Erst drei Tage zuvor waren die Berliner nach einer enttäuschenden Leistung gegen Braunschweig aus dem Pokal geflogen. So gab es vieles wieder gutzumachen.

Starke Defensive

Nach kurzer Anlaufphase übernahmen die Berliner in der Partie die Regie. Ab dem 11:10 im ersten Viertel gaben sie die Führung nicht mehr ab. Fundament der starken Leistung war die Defensivarbeit. „Da haben wir als Team heute gut funktioniert“, wie Geburtstagskind Kyle Weaver befand. Jeder kämpfte für jeden, „denn nur über den Kampf kommt auch die Spielfreude“, ergänzte Center Yassin Idbihi zufrieden. Was am Sonnabend wie selbstverständlich funktionierte, war in den letzten Wochen und Monaten die Achillesferse der Berliner gewesen. Viel zu oft war das Team in Panik verfallen, wenn der Gegner im Spiel wieder herankam oder besonders hart zu Werke ging. Dann mutierte das Alba-Spiel häufig zu einem Festival der Einzelaktionen: Jeder wollte unbedingt ein Zeichen setzen, jeder war nur noch auf sich selbst fixiert.

Gegen die Dragons war davon nichts zu sehen. Man trat als geschlossenes Team auf. In der Defensive wurde intensiv verteidigt, in der Offensive die Systeme konsequent zu Ende gespielt.

Offensichtlich braucht das Team in dieser Saison immer erst einen ordentlichen Dämpfer, um wieder aufzuwachen. So ist Albas Bilanz seit Weihnachten eine Berg-und-Tal-Fahrt. Der klare Erfolg gegen die Dragons wird deshalb keine Euphorie entfachen. „Erst wenn wir sechs bis acht Spiele am Stück diese Einstellung mitbringen, glaube ich an eine Trendwende“, sagte Manager Marco Baldi. Es fehlt an Konstanz. „Deshalb muss eine Leistung wie heute normal für uns sein“, forderte Idbihi.

Albas kleine Krise ist also noch nicht vorbei. Erst kürzlich erfolgte eine Mannschaftsaussprache. „Aber Gespräche sollte man nicht überbewerten“, glaubt Baldi. Der Manager will vor allem im Training sehen, dass die Spieler beißen. Er will, dass es unter den ihnen auch mal kracht. „Wir brauchen keine Pfadfinderatmosphäre“, erklärte er. Nur wenn sich diese Mentalität etabliert, kann sie laut Baldi auch im Spiel umgesetzt werden.

Immerhin: Mit dem Sieg kann Alba in der Tabelle wieder nach oben schauen. Durch den deutlichen Erfolg gewann das Team zudem den direkten Vergleich mit den Dragons und konnte bei den Minuspunkten mit ihnen gleichziehen. Noch hat Alba ein Spiel weniger und bleibt weiterhin auf Platz vier. Aber „der Kampf um Stabilität geht weiter“, so Baldi.

Schon am Dienstagabend kommt im Eurocup Treviso nach Berlin. Wie im Pokal ist Alba auch allerdings hier bereits ausgeschieden. Es geht also um nichts mehr. Trotzdem kündigt Baldi „volle Pulle“ an. Das schuldet man auch den Fans, wie Herbert findet. Vor allem wird das Spiel aber eine Gelegenheit sein zu zeigen, dass der Sieg gegen Artland keine Eintagsfliege war. Die kämpferische Einstellung aus dem Samstagsspiel muss bestätigt werden. „Denn sonst sind wir nur Durchschnitt“, meinte Baldi.