Agitator trifft Schattenmann im Saloon

taz geht wählen – die Serie zur NRW-Landtagswahl am 22. Mai. Unsere Bilanz der Wahlkampfwoche: Bleibt Jürgen Rüttgers schattiger als sein Schattenkabinett? Und was macht Herr Steinbrück in China, wenn sein „ImPEERium“ fällt?

Schatten der Woche? Stefan Holthoff-Pförtner hat abgesagt. Und Paul Nolte auch. Also präsentierte Jürgen Rüttgers in dieser Woche zwei Altgediente für sein Schattenkabinett. Was sollte er auch tun? Christa Thoben wird nun im Falle eines Wahlsiegs ihr politisches Jobhopping im nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium komplettieren, und Helmut Linssen soll die Finanzen ordnen. Linssen? Genau, CDU-Fraktionschef war der einmal. Von 1990 bis 1999. Und gedanklich schon in Rente. Mit gemeinsam 125 Jahren Lebenserfahrung werden die beiden aber zumindest in der Lage sein, etwaigen Fettnäpfchen bis zur Landtagswahl aus dem Weg zu gehen.Langweiler der Woche? Jürgen Rüttgers‘ Strategie bleibt: Hauptsache irgendwie unfallfrei durchkommen. Nach seiner brachial-katholischen Fernsehoffensive der vergangenen Woche hat der CDU-Chef nun päckchenweise Kreide gefressen. Wohl deshalb wurde das „erste große Kandidatenduell“ zwischen J.R. und „SuPEER“ eine Streichelrunde. Die ganz und gar exklusiv berichtende Bild-Zeitung reportiert aus dem Saloon des Düsseldorfer Steigenberger Hotels: „Sie schauten sich tief in die Augen.“ Dann rauchten die Colts. J.R: „Die Wahrheit ist, dass Sie hier seit 39 Jahren die Verantwortung tragen.“ SuPEER: „...ja!...“. Die Fernsehduelle dürfen kommen.Zitat der Woche? Peer Steinbrück versucht weiter, die bösen Kapitalisten zu erschrecken: Es kann nicht sein, dass deutsche Manager ihre Gehälter an amerikanischen Top-Verdienern ausrichten, während sich die Löhne der deutschen Arbeiter an denen chinesischer Minenarbeiter orientieren.“ Der Mann wird noch aus Versehen zum Arbeiterführer. Nach der verlorenen Landtagswahl geht er nach China, um ausgebeutete Minenarbeiter zu agitieren.Umfrage der Woche: Kommt dieses Mal von TNS Emnid. Und zeigt sich unbeeindruckt von Katholizismus- und Kapitalismusdebatte. Die Meinungsforscher sehen Schwarz-Gelb weiter mit 51:45 Prozent vor Rot-Grün und alle Rechten und Linken draußen. Die SPD verliert nochmal ein Prozent an die Grünen und käme nur noch auf 34 Prozent. Das „ImPEERium“ schlägt in den Orakeln der Demoskopie noch nicht zurück.Gewinner der Woche? Jürgen Rüttgers freut sich jeden Morgen beim Blick auf seinen Kalender. Juchhu, schon wieder ein Tag um! Sogar eine ganze Woche. Die Zeit ist Jürgen Rüttgers Freund. Nur noch 23 Mal schlafen bis zur Wahl. KLAUS JANSEN