Pferde, Fußball und eine Gehmit-Zentrale

Fußballprofis werden Schauspieler, zum Blind-Date geht`s ins Schauspielhaus, Bühnenbilder von Architekturstudenten und Inszenierungen im Pferde-Mekka. Das Theater Aachen stellt neue Marketing-Konzepte und ihren Spielplan vor

Zum Blind-Date gehen die Aachener ab der nächsten Spielzeit ins Stadttheater. Der neue Generalintendant Michael Schmitz-Aufterbeck und seine Leitungsriege wollen eine Gehmit-Zentrale installieren, die per Telefon oder Internet einsame Theaterinteressenten zusammenbringt. „Mancher hat großes Interesse an einer Aufführung, findet aber niemanden, der mitgeht“, erklärt Chefdramaturgin Ann-Marie Arioli. Das gelte für ältere Leute, deren Partner vielleicht nicht mehr lebt, genauso wie für junge Singles. Wünsche nach Größe und Haarfarben könnten allerdings nicht berücksichtigt werden, da ist sich Arioli sicher.

Auch andere Marketingkonzepte wie kostenlose Programmhefte und Garderobenservice, eine Partnercard, bei der auch die Theaterbegleitung 50 Prozent Rabatt bekommt und ein Spielzeitheft, dass sich im Dreiländereck euregiogerecht in drei Sprachen äußert, zeigen, dass das Theater grundlegende Gedanken um seine zukünftigen Besucherströme gemacht hat.

„Glücklich überleben“ ist das folgerichtige Thema der neuen Spielzeit. Und wenn der Intendant von schwierigen Zeiten spricht, in denen es wenig zu lachen gäbe, über Arbeitslosigkeit referiert und auf Mut, Initiative und flammenden Engagement pocht, dann hört sich das erst einmal an wie eine Politikerrede. Der Blick aufs Theaterprogramm aber zeigt, dass dem schwermütigen Motto doch ein kreatives, lustvolles Gesamtkonzept zugrunde liegt. Sein Drei-Sparten-Haus wirbt mit zahlreichen Come-Together-Veranstaltungen. Auffallend ist auch die lange Liste an theaterfremden Kooperationspartnern. Architekturstudenten der RWTH-Aachen entwerfen das Bühnenbild einer utopischen Stadt, die bischöfliche Akademie unterstützt bei der Recherche zu einem Projekt, das Zeitzeugen aus der Euregio zum Ende des zweiten Weltkriegs befragt. Und mit dem Fußballzweitligisten Alemannia Aachen soll das Stück „Wir wollen euch kämpfen sehen“ zur Fußballweltmeisterschaft entwickelt werden.

Im sozial schwachen Stadtteil Ost will das Theater mit ansässigen Institutionen und Jugendlichen eine Inszenierungen über ihre konkrete Lebenssituation erarbeiten. Auch die Reiterfreunde der Pferdestadt Aachen werden den Weg ins Theater zukünftig leicht finden. Da die Obermaschinerie des Theaters komplett erneuert werden muss, spielen die Theaterleute in den ersten zwei Monaten in einem Zirkuszelt auf dem CHIO-Gelände.

STEFANIE TYROLLER