Heimspiel für Femi Kuti: Die Konzert-DVD „Live at the Shrine“ in Lagos

Er sieht tatsächlich genau so aus wie sein Vater. Man kann sie kaum auseinander halten, wenn in Femi Kutis Konzert-DVD „Live At The Shrine“ (mk2 music) Aufnahmen von ihm gegen Aufnahmen von Fela geschnitten sind: das gleiche Gesicht, der gleiche Körper, die gleichen majestätischen Bewegungen, die gleiche bekiffte Grazie.

Auch der Sound von Femis Band hat den gleichen, von seinem Baritonsaxofon geführten Bläsersatz, die gleiche Polyrhythmik. Nur der Schlagzeuger besitzt nicht die Klasse des alten Tony Allen.

Vor knapp fünf Jahren eröffnete Femi Kuti in einer ehemaligen Lagerhalle den „New Shrine“, den Nachfolger des legendären Shrine seines Vaters. Dessen Gebäude war, nach Jahren des Leerstands, einige Wochen vorher abgerissen worden, um einer Kirche Platz zu machen.

Die DVD dokumentiert ein Konzert aus dem Jahr 2003, kurz vor den Wahlen in Nigeria. Und auch wenn Femi sich in den Interviews ähnlich staatsmännisch gibt wie sein Vater und den Shrine ähnlich politisch begreift – der Unterschied zur Fela-Kuti-Ära macht sich vor allem an der Atmosphäre fest. Keine Nachtclub-Schwüle wie bei den Konzerten aus den späten Siebzigern, die filmisch dokumentiert sind – im New Shrine herrscht eine Atmosphäre juveniler Aggressivität. Das Publikum ist jung, männlich und tanzt Pogo. TOBIAS RAPP