„Bloß keine Therapie“

Blaue Karawane kehrt nach einem Monat zurück

ist Psychiater und löste in den 80er Jahren die Anstalt Kloster Blankenburg mit auf

taz: Herr Pramann, die Blaue Karawane beendet ihre Reise. Worin unterscheidet sie sich von den ersten Fahrten?

Klaus Pramann: 1985 und 1994 ging es noch sehr um das, was war, um eine Kritik an den psychiatrischen Anstalten. Seitdem haben sich die Verhältnisse verbessert, die Heime sind menschlicher geworden. Wir wollen aber kein schöneres Ghetto, sondern eine Mischung verschiedener Menschen. Das ist jetzt unser Ziel. Keine Ausgrenzung von psychisch Kranken, Alten, Behinderten und anderen Randgruppen in Heimen, sondern Nachbarschaften als Gegenmodell zu Entmischung und Entsolidarisierung. Das ist dann keine Aufgabe allein mehr der Psychiatrie, sondern muss auch städteplanerisch gelöst werden.

In Bremen entstehen auf dem Stadtwerder und der Überseestadt gerade wenig gemischte Siedlungen.

In der Überseestadt wollen wir dem mit einem Projekt entgegenwirken. Dort sollen 60 Menschen zusammen leben, ohne dass die einen die anderen „betreuen“. Und sie sollen sich über Veranstaltungsräume, ein Café und Dienstleistung mit dem Stadtteil vernetzen.

Zurück zur Reise: War die anstrengend?

Das auch, aber längst nicht so wie befürchtet. Da waren ja Leute dabei, die noch nie verreist waren, aber die Stimmung war toll und es sind schöne Sachen passiert.

Was denn?

Jemand, der eher ängstlich ist, sich überhaupt irgendwie zu äußern, ist beim Theaterspielen plötzlich in die Vollen gegangen.

Die Karawane als Therapie?

Bloß nicht! Es geht nicht darum, Individuen zu therapieren, sondern wir zielen auf die gesellschaftliche Mitte. Wenn das unerwartete Nebeneffekte hat, ist daran nichts auszusetzen.

Interview: eib

Ankunft um 18 Uhr an der Schlachte. Programm: Freitag ab 17 Uhr, Samstag ab 15 Uhr, Energieleitzentrale, Cuxhavener Straße