Im Schulparadies

POWERPOINT Glaubt man Niedersachsens Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann, so ist die Lage an den Schulen so gut wie nie. Probleme gibt es fast keine, die Unterrichtsversorgung ist gesichert

Kein schöner Land als Niedersachsen, das war die Botschaft von Kultusministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU), als sie am Mittwoch ihre Sicht auf das neue Schuljahr präsentierte. Die Vorwürfe („chaotischer Beginn“, „fehlende Lehrerstellen“) seitens der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) versuchte sie mit Power-Point-Präsentationen und Zahlenkolonnen zu pulverisieren.

„Ich wünsche allen Schülern einen guten Start und viel Freude“, rief Heister-Neumann. Dann las sie eine Rede vom Blatt, die begründen sollte, warum diesem frommen Wunsch nichts entgegenstehe. Ganz oben stand der Satz: „Die Unterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr ist gesichert.“ Sie liege an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen bei 99,5 Prozent. Zu erwähnen vergaß die Ministerin, dass niedersächsische Berufsschulen mit nur 80 Prozent auskommen müssen. Immerhin wurde – aus Mitteln des Konjunkturpaketes II – die Gebäudesanierungen in Gang gesetzt. Dieser „Modernisierungsschub“ werde flankiert von 5.900 neuen Plätzen in der Lehrerausbildung und zwanzig neuen Ganztagsschulen pro Jahr.

2.500 neue Lehrer stünden zur Verfügung, frohlockte Heister-Neumann. Damit habe man mit 86.000 Lehrkräften „die höchste Anzahl in der Geschichte unseres Landes vorzuweisen“ – und das, obwohl „eine Mangelsituation“ in Fächern wie Physik, Mathematik oder Französisch zu beklagen sei. Und auch die erste Zahl reduziert sich auf 500, da 2.000 Pensionärsstellen aufgefüllt worden sind.

Durch das so genannte „Maßnahmepaket“ seien 50.000 Unterrichtsstunden gewonnen worden. Gemeint waren umstrittene Erlasse zur Klassenteilung, zur „freiwilligen“ Reduzierung der Teilzeit und zum Einsatz von „Quereinsteigern“. Gefragt, welche Qualifizierung ein Quereinsteiger haben sollte – im Raum Stade würden Schulen merkwürdigerweise um „Eltern, Freunde und Ehemalige“ werben – musste die Ministerin im Vagen bleiben. MICHAEL QUASTHOFF