OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Zwanzig Jahre nach Öffnung der Berliner Mauer kann man in Martin Ritts Carré-Verfilmung „The Spy Who Came in From the Cold“ aus dem Jahr 1965 noch einmal nachvollziehen, wie man sich das Berlin des Kalten Krieges zumindest im Spionagethriller so vorstellte und es für das Finale direkt an der Mauer in Irland nachbaute: grau und kaputt nämlich, was auch eine gute Beschreibung des britischen Top-Agenten Leamas (Richard Burton) abgäbe. Der merkt nämlich erst viel zu spät, dass seine Vorgesetzten ihn in der DDR ins offene Messer laufen lassen, um die Haut eines Doppelagenten zu retten. Neben Burton brilliert Oskar Werner als ostdeutscher Spionagechef Mundt. (6.-12. 8. Tilsiter Lichtspiele)

Nach dem ungeheuren Erfolg, den Bully Herbig mit seinen Karl-May-Parodien in Kino und TV hatte, ist es dem Animationsfilmer Gert Ludewig und seinem Team umso höher anzurechnen, dass sie in „WinneToons – Die Legende vom Schatz im Silbersee“ jeder Art der Veralberung konsequent entsagen. Stattdessen wurde der durchaus ernst gemeinte Versuch unternommen, die alten Indianergeschichten des sächsischen Schriftstellers einem jugendlichen Publikum in modernisierter Form zu präsentieren. Als Zeichentrickfernsehserie hat dies offenbar erfolgreich funktioniert. Im entsprechend größer angelegten Kinofilm suchen Winnetou, Old Shatterhand und ihre Kollegen einmal mehr den klassischen Schatz im Silbersee. Allerdings rücken die bekannten Helden eher ins zweite Glied zurück, denn im Mittelpunkt der Geschichte stehen nun der hinzuerfundene Waisenjunge Bobby und Winnetous Schwester Nscho-tschi. Letztere hält neuerdings so überhaupt nichts von den Traditionen der Apachen, möchte unbedingt eine große Jägerin werden und zeigt sich überhaupt recht emanzipiert. Bei Karl May besuchte sie hingegen noch so eine Art Hauswirtschaftsschule, um Old Shatterhand einst eine treu sorgende Hausfrau zu werden. Die Zeiten ändern sich eben. Die Charakterisierung des Personals geht deshalb auch durchaus in Ordnung, der Plot ist mit seinen vielen Figuren jedoch ein wenig kompliziert angelegt. (6.-12. 8. Intimes)

Der abschließende Teil der Trilogie um die jugendliche Mädchengang der „Wilden Hühner“ ist der beste geworden – auch wenn es für „Die Wilden Hühner … und das Leben“ gar keine konkrete Romanvorlage von Cornelia Funke mehr zu verfilmen gab und die Autoren (allerdings unter Mitarbeit von Funke) munter drauflos fabulieren mussten. Am Beispiel der Begebenheiten einer Klassenfahrt erzählt Regisseurin Vivian Naefe, wie Sprotte (Michelle von Treuberg) und ihre Kameradinnen dem Bandenleben nun langsam entwachsen und das Erbe der „Hühner“ in jüngere Hände legen. Diese Entwicklungsgeschichten haben eigentlich immer etwas Charmantes: Man sieht, wie sich die Figuren und ihre jugendlichen Darsteller gleichermaßen entfalten. Und auch das Zielpublikum wächst mit und kann sich auf diese Weise stets mit den gezeigten Problemen identifizieren. (8. 8. im Moviemento) LARS PENNING