1,20 Dollar für 14 Stunden Arbeit

Die zweite Internationale Bananen-Konferenz warnt in Brüssel vor den geplanten Änderungen der EU-Importregeln: Sie würden den jetzt schon ruinösen Preiskampf um das viertwichtigste Anbauprodukt der Welt noch deutlich verstärken

AUS BRÜSSEL FLORIAN MORITZ

Mit der Forderung an die EU, die geplanten Änderungen ihrer Bananen-Importregeln auszusetzen, ist am Wochenende die zweite Internationale Bananen-Konferenz in Brüssel zu Ende gegangen. Die Teilnehmer der Konferenz befürchten eine weitere Steigerung des Konkurrenzkampfes, sollte das bisherige System, das verschiedenen Ländergruppen feste Kontingente für Bananenexporte in die EU zugesteht, ab 2006 durch ein einfaches Zollsystem ersetzt werden. Mit ihren Reformvorschlägen reagierte die EU auf andauernde Kritik vonseiten der Welthandelsorganisation (WTO).

„Der EU-Plan wird von kaum jemandem in der Bananenwelt unterstützt“, kritisiert jedoch Rudi Pfeifer von der deutschen Nichtregierungsorganisation (NGO) BanaFair. Die Staaten der ehemaligen europäischen Kolonien, die so genannten AKP-Staaten (Afrika, Karibik, Pazifik), würden am liebsten das bisherige System beibehalten, das ihnen Marktzugang zur EU garantiert. Die lateinamerikanischen Produzenten wiederum lehnen den geplanten einheitlichen Zoll von 230 Euro pro Tonne als zu hoch ab. Der US-Konzern Chiquita, der wie andere Großproduzenten auch auf der Bananen-Konferenz vertreten war, sieht seine Wettbewerbsfähigkeit gefährdet, sollte ein Zoll von mehr als 75 Euro pro Tonne eingeführt werden.

Die Veranstalter der Konferenz – NGOs, Gewerkschafts- und Kleinbauernverbände – befürchten durch die EU-Bananen-Marktreform eine Überschwemmung des europäischen Marktes und damit einen weiteren Preisverfall.

Sie plädieren für eine vorübergehende Beibehaltung des bestehenden Systems, bis eine bessere Lösung gefunden sei. „Der Genuss von Bananen darf nicht auf Kosten derjenigen gehen, die die Frucht produzieren“, erklärt Stephen Pursey von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).

Die zweite Bananenkonferenz war nach Meinung vieler Beobachter längst überfällig, denn die Bananenindustrie steckt schon jetzt in einer tiefen Krise. Die Produktion wuchs in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel auf 17 Millionen Tonnen jährlich. Das führte zu einem massiven Preisverfall, den vor allem die Bananenbauern zu spüren bekommen. Zusätzlicher Druck kommt vonseiten mächtiger Supermarktketten, die sich in einem Preiskrieg gegenseitig zu unterbieten versuchen.

Sowohl die großen multinationalen Bananenkonzerne als auch kleinere Produzenten versuchen zunehmend, diesen Preisdruck durch Einsparungen bei den Arbeits- und Umweltkosten auszugleichen. Die Löhne seien in den vergangenen Jahren real gesunken, beklagt Gilberth Bermúdez von der Koordination der Lateinamerikanischen Bananengewerkschaften, Colsiba. „In Nicaragua bekommen viele Arbeiter nur noch umgerechnet 1,20 Dollar für 14 Stunden Arbeit. Das ist unmenschlich!“ Wissenschaftler präsentierten auf der Konferenz zudem Untersuchungsergebnisse, nach denen die Plantagenarbeiter verstärkt unter dem Einsatz gesundheitsschädlicher Pestizide zu leiden hätten.

Ein Ausweg aus den Problemen könnte sein, die Höhe der Zölle an die Einhaltung von sozialen und ökologischen Standards zu koppeln. Diesen „Wettlauf nach unten“ bei Arbeits- und Umweltbedingungen aufzuhalten war letztendlich auch das Hauptziel der Konferenz. Ob es erreicht werden kann, hängt nach Meinung vieler Beobachter auch davon ab, ob die Diskussion zwischen Unternehmen, Regierungen und zivilgesellschaftlichen Akteuren jenseits der Konferenz aufrechterhalten werden kann.

www.ibc2.org www.banafair.de