Anwohner gegen Hospiz

STANDORTFRAGE In Hamburgs Süden wehren sich Menschen aus der Nachbarschaft gegen ein geplantes Sterbeheim. Sie fürchten die Wertminderung ihrer Grundstücke und fordern einen Sichtschutzzaun

Sterben gehöre mit zum Leben, und ein Hospiz solle dort stehen, wo Leben ist

Im Bezirk Harburg stößt ein geplantes Sterbeheim auf Gegenwehr von Anwohnern. Das Harburger Rote Kreuz will im Stadtteil Langenbek das Haus einer evangelischen Kirchengemeinde kaufen, um es zu einem Hospiz mit zwölf Pflegeplätzen umzubauen, bestätigte der Vorsitzende des DRK-Kreisverbandes Harald Krüger.

„Wir haben lange nach einem idealen Standort gesucht“, sagt Krüger. Sterben gehöre mit zum Leben, und ein Hospiz solle dort stehen, wo Leben ist, nicht in irgendeinem Industriepark. Einige Anwohner der Wohnsiedlung sehen das offenbar anders. „Es gab heftige Kritik“, sagt Krüger. Mindestens zwei Nachbarn hätten bereits einen Anwalt eingeschaltet. Sie fürchten die Wertminderung ihrer Grundstücke und fordern einen Sichtschutzzaun, weiß Krüger aus dem vorliegenden Anwaltsschreiben.

Dabei gäbe es überhaupt keinen Grund, sich diesbezüglich Sorgen zu machen: Die Fläche war immer ein Gemeindegrundstück, sagt Krüger. Ob Kindergarten, Kirche oder eben Hospiz, die Leuten hätten gewusst, was in der Nähe entstehen könnte.

Er glaubt daher nicht, dass es um Wertverluste geht. „Im tiefsten inneren ist es die Angst, dass es in der Nachbarschaft ein Haus gibt, wo Menschen hinkommen, um zu sterben.“ Krüger baut daher auf Gespräche mit den Anwohnern. „Ich hoffe, wir können den Menschen klar machen, dass ein Hospiz keine Gruft ist sondern ein warmer, heller und freundlicher Ort.“ Solle es tatsächlich nur um einen Sichtschutz gehen, würde man selbstverständlich einen blickdichten Zaun bauen.

Über Probleme wie in Harburg kann Kai Puhlmann, Leiter des Hamburger Hospiz im Helenenstift in Altona, nicht berichten: „Wir waren in der glücklichen Lage, dass es von den Nachbarn akzeptiert wurde.“

Das Hospiz in Harburg wäre das erste in Hamburg südlich der Elbe. Etwa 300.000 Menschen leben im Einzugsbereich. Eröffnung könnte Ostern 2013 sein. E. F. KAEDING