Giftige Cocktails für die Erde

FRACKING Die Energiebranche will mit neuer Bohrungsmethode in Niedersachsen nach Erdgas suchen

Die Erdgasbranche will die Erschließung von Erdgas-Vorkommen in Norddeutschland auch mit der umstrittenen Fracking-Technik vorantreiben. „Ohne zusätzliches Erdgas wird die Energiewende in Deutschland nicht zu meistern sein“, betonte der Vorsitzende des Wirtschaftsverbands Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) und Europa-Chef von ExxonMobil, Gernot Kalkoffen, am Donnerstag in Hannover. Für eine sichere Energieversorgung sei es notwendig, die Potenziale beim unkonventionellen, im Gestein gebundenen Gas nutzen zu können.

Man wisse jedoch um die Bedenken und werde das Gespräch mit Bürgern und Umweltorganisationen stärker suchen, versprach Kalkoffen. Die Proteste der Bevölkerung nehme er sehr ernst: „Wir müssen den Dialog intensivieren.“ Die nach WEG-Angaben mehr als 300 deutschen Fracking-Anwendungen zeigten jedoch, dass das Verfahren sicher sei. 95 Prozent der gesamten deutschen Erdgasförderung findet in Niedersachsen statt.

Die Kontroverse betrifft eine große Hoffnung der Gasindustrie. Die Energiewende und steigende Brennstoffpreise haben schwer erschließbare Erdgasvorkommen interessant werden lassen. Ein Teil davon liegt eingepresst in Schiefergestein. Um es fördern zu können, muss das Gestein hydraulisch aufgebrochen werden, so dass das Gas durch die entstehenden Risse entweichen kann.

Das Verfahren ist umstritten, weil dabei nicht nur Millionen von Litern Wasser und Sand unter die Erde gepumpt werden, sondern auch Cocktails mit giftigen Chemikalien. Umweltschützer, aber auch Wasserwerker befürchten, dass diese Chemikalien in das Grundwasser gelangen könnten.

„Wir sind aber noch weit davon entfernt, Fracking zu machen“, stellte Kalkoffen klar. Es gehe zunächst lediglich darum, Probebohrungen zu beantragen. Zunächst müsse aber noch eine Studie abgewartet werden, die das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben habe. SMV