hafenstandortärger
: Dicker Fisch atmet auf

Die Entscheidung der Norddeutschen Affinerie rief gestern erwartungsgemäß unterschiedliche Bewertungen hervor. Selbstredend „bedauerte“ Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) die Entscheidung des Unternehmens und beteuerte, sein Haus habe sich „in den vergangenen Wochen intensiv um Lösungen bemüht“ und der Affi „auch diverse Zusicherungen und die gewünschten Standortgarantien bis ins Jahr 2012 gegeben“. Und natürlich setze der Senat, so Uldall, weiterhin auf den Hamburger Hafen „als Universalhafen“ nicht nur für den boomenden Containerhandel, sondern auch für „andere Formen des Umschlags“ wie Stück- und Schüttgut.

Mit Befremden reagierte die Handelskammer auf die Entwicklung. Es sei „unverständlich“, so Präses Karl-Joachim Dreyer, dass die „zuständigen Stellen“ keine „hinreichende Planungssicherheit für das Unternehmen“ gefunden hätten. So etwas, das sagte Dreyer zwar nicht, aber zwischen den Zeilen seiner Pressemitteilung ist die Missbilligung deutlich zu lesen, dürfe sich ein CDU-Senat in dieser stolzen Hanse-, Hafen- und Handelsstadt nicht erlauben.

Von einer „mittleren Katastrophe“ für den Industriestandort Hamburg spricht gar SPD-Landeschef Mathias Petersen: „Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis das ganze Unternehmen Hamburg verlässt“, fürchtet er.

Frohgemut jubelte der neue schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) über den „dicken Fisch“ für Brunsbüttel. Das Hafendorf an Elbe und Nord-Ostsee-Kanal kann durch die Affi-Verlagerung seinen Schüttgutumschlag von bislang 1,7 Millionen Tonnen immerhin fast verdoppeln. „Alle Behörden im Land werden mitziehen, um den Vertrag zum 1. Januar 2007 pünktlich zu erfüllen“, kündigte Austermann koordiniertes Zuvorkommen an. Seinem Parteifreund und Amtskollegen Uldall habe er versichert, dass dies „kein Affront gegen Hamburg“ sei, sondern „Ausdruck einer intensiven Arbeitsteilung und Kooperation“.

Da wird Hamburgs Wirtschaftssenator aber aufatmen. SMV