Eigene Staatsbürgerin deportiert

Australiens Regierung bestätigt, aus Versehen eigene Staatsbürgerin deportiert zu haben. Seither ist sie verschwunden

CANBERRA taz ■ Die Debatte um den Umgang mit Asylbewerbern und illegalen Einwanderern ist in Australien um einen Skandal reicher. Vize-Einwanderungsminister Peter McGauran räumte am Sonntag den „störenden Fall“ einer Australierin ein, die 2001 „versehentlich“ von den Behörden als „illegale Einwanderin“ klassifiziert und deportiert worden war. Seitdem fehle von ihr jede Spur.

Der Fall kam ans Licht, als sich Angehörige bei einer Kommission meldeten, die den Fall der versehentlich internierten deutschstämmigen Cornelia Rau untersucht. Die psychisch kranke Ex-Stewardess war unter anderem vier Monate im Hochsicherheitslager Baxter interniert worden, bis erst auf Druck von Flüchtlingsorganisationen ihre Identität geklärt wurde. Rau, die in Australien Daueraufenthaltsrecht bekam, galt ein Jahr als verschollen. Die verwirrte Frau hatte sich als Deutsche ausgegeben, als sie aufgegriffen worden war.

Der jetzt bestätigte Fall der deportierten australischen Staatsbürgerin ist laut oppositioneller Labor-Partei nur die Spitze eines Eisbergs. Labor fordert, die Befugnisse einer Untersuchungskommission unter Leitung des früheren Chefs der Bundespolizei, Mick Palmer, auszuweiten. Ob noch weitere Staatsbürger ausgewiesen wurden, ist offen. Die Regierung bestätigte aber, dass Rau kein Einzelfall sei. Mehrere AustralierInnen wurden in den letzten Jahren offenbar von Canberra aufgrund mangelnder Identitätspapiere interniert.

Die Flüchtlingsorganisation SafeCom fordert, die Untersuchung im Fall Rau auch auf Todesfälle in Immigrationshaft auszuweiten. Dort seien in weniger als fünf Jahren 13 Menschen gestorben. Die Internierungspolitik der seit 1986 amtierenden Regierung von Premierminister John Howard richtet sich gegen so genannte „Illegale“ – Asylsuchende, die ohne Papiere ins Land kommen. URS WÄLTERLIN