Alkohol im Auto erwünscht

Statt Benzin sollen Autos künftig Bioethanol tanken. Rot-Grün plant dafür einen Modellversuch, Bosch hat die Technik, Brasilien die Erfahrung. Problem: Der neue Sprit ist nicht unbedingt ökologisch

VON STEPHAN KOSCH

Der Sprit in Deutschland soll künftig mehr Alkohol erhalten. Deshalb plant die Bundesregierung einen Modellversuch, bei dem die Praxistauglichkeit von Ethanol auf Pflanzenbasis im Benzin überprüft werden soll. Das Bundesverbraucherministerium spreche derzeit mit der Automobilindustrie, Flottenbetreibern und Tankstellenketten über die Durchführung, sagte der Staatssekretär Matthias Berninger gestern auf einem Bioethanol-Kongress in Bonn.

Eine Richtline der Europäischen Kommission sieht vor, dass der Anteil der Kraftstoffe aus Biomasse innerhalb der kommenden fünf Jahre von gegenwärtig 2 auf 5,75 Prozent steigt. So soll der Rohölverbrauch und der Ausstoß des klimaschädigenden Gases CO2 sinken. Bislang ging es in Deutschland vor allem um Biodiesel aus Raps. Doch um das EU-Ziel zu erreichen, müssen auch Lösungen für Benziner gefunden werden.

Dabei kann Brasilien, der weltweit größte Produzent von Ethanol als Kraftstoff, Pate stehen. Rund 40 Prozent des verbrauchten Sprits stammen von Zuckerrohrplantagen. Ein Liter Benzin besteht in Brasilien zu 22 Prozent aus dem billigeren Ethanol, auch Alkohol mit 7 Prozent Wasseranteil ist im Einsatz.

Damit ein Autofahrer beide Sorten nutzen kann, hat die deutsche Bosch GmbH die so genannte Flex-Fuel-Technik entwickelt. Dabei misst eine Lambda-Sonde den jeweiligen Alkoholgehalt im Benzin und passt die Zündung und Einspritzung laufend an. Das System wurde 2003 in einem VW Fox zum ersten Mal serienmäßig eingesetzt. „Es wäre denkbar, dass wir die Technik auch in Deutschland anbieten“, sagte ein Bosch-Sprecher der taz.

Doch auf der Tagung in Bonn wurde eingeräumt, dass Ethanol nur dann ein ökologisch und ökonomisch sinnvoller Kraftstoff ist, wenn der „richtige Rohstoff, das richtige Verfahren und auch die Nebenprodukte genutzt werden“. Axel Friedrich, Verkehrsexperte beim Umweltbundesamt, zeigte sich auf Anfrage der taz daher kritisch. Es müsse viel Energie in die Verarbeitung von Kartoffeln oder Zuckerrüben gesteckt werden, um daraus Sprit zu gewinnen. Friedrich schätzt, dass nur wenig mehr Energie gewonnen kann als aufgewendet werden muss. Zudem verstärke ein höherer Ethanolanteil auch den Druck auf die Landwirtschaft, Monokulturen anzuschaffen. „Das würde dem Ziel einer nachhaltig ausgerichteten Agrarwirtschaft widersprechen.“