Gepflegtes Debakel in Altenheimen

PFLEGESÄTZE Altenheime der katholischen Caritas in Niedersachsen wechseln zu evangelischem Träger

Die Finanznot in der Altenpflege zwingt Katholiken und Protestanten zu einem bisher einmaligen Schritt: Nach heftigem Streit ist die Übernahme von fünf vor der Insolvenz stehenden katholischen Caritas-Altenheimen in Hannover durch einen evangelischen Träger besiegelt. Künftig werden die Häuser vom Johannesstift in Berlin geführt, teilten beide Träger am Donnerstag mit. Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Johannesstift kündigte Investitionen von 8,3 Millionen Euro in die Häuser an.

Die fünf Heime sollen ökumenisch betrieben und Vorbild für die Kooperation von Caritas und Diakonie werden. Grund für die finanzielle Schieflage sind die niedrigen Pflegesätze in Niedersachsen, die rund 20 Prozent unter dem Bundesschnitt liegen.

Für den Streit im Vorfeld des Verkaufs sorgten nicht konfessionelle Gründe, sondern die künftig schlechtere Bezahlung des Personals nach dem niedrigeren Berliner Tarif. Eine große Mehrzahl der 580 Beschäftigten habe einer Lohnsenkung um 13 Prozent zugestimmt, sagte der Vorstandsvorsitzende der Caritas Hannover, Propst Martin Tenge. Wegen der Absenkung hatten die Gewerkschaft Ver.di sowie Kirche und Diakonie in Niedersachsen den Verkauf kritisiert.

Der Lohnverzicht unterlaufe Bemühungen um eine bessere Finanzierung der Pflege in Niedersachsen, lautete der Vorwurf. „Es bleibt ein Debakel. Wenn unsere Häuser in einem anderem Bundesland ständen, hätten wir unseren Mitarbeitern dies ersparen und investieren können“, sagte Tenge.  (dpa)