Iris Menn, Meeresbiologin
: Die Klimaretterin

die promovierte Meeresbiologin ist seit 2002 Greenpeace-Kampaignerin für Meere und BiodiversitätFoto: Greenpeace

Das Meer hat sie von klein auf fasziniert. Die Sommerurlaube mit den Eltern an der dänischen Nordsee haben sie geprägt. „Der Wind, die Wellen, das Raue eben“, sagt die 38-Jährige, als sei das Begründung genug für eine gebürtige Nordhessin, Meeresbiologin zu werden. Und um am heutigen Freitag in die Arktis zu reisen, um die Bedrohung durch den Klimawandel zu erforschen. Seit zwei Monaten ist das Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ bereits im Nordwest-Atlantik unterwegs, jetzt wird Iris Menn in Tasiilaq in Südost-Grönland zusteigen.

Zu den Regenbogenkämpfern am Hamburger Fischmarkt kam Iris Menn, weil sie „Verantwortung für die Natur fühlt“, wie sie es nennt. Die Welt retten? Das wäre ihr dann doch zu pathetisch: „Ich will einfach“, sagt sie, „dass meine kleinen Neffen noch intakte Korallenriffe sehen können“.

Das internationale Wissenschaftler-Team an Bord der „Arctic Sunrise“ wird rings um die größte Insel der Welt warme Meeresströmungen nachweisen und untersuchen. Seit geraumer Zeit besteht der Verdacht, dass Gletscher vermehrt von unten schmelzen. In Fjorden laufen sie oft hunderte von Metern unter dem Meeresspiegel aus. Die Eiszungen auf dem Meeresboden könnten von vordringenden subtropischen Strömungen ausgehöhlt werden. Das würde erklären, warum das arktische Eis noch schneller schmilzt, als der UN-Klimarat es vorhergesagt hat.

Ziel der Expedition ist es, zur UN-Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen „unumstößliche Beweise auf den Tisch zu legen, an denen die Politiker nicht vorbei kommen“, sagt Menn. Bis 2020 müssten die Industrienationen ihren Ausstoß an Kohlendioxid um mindestens 40 Prozent senken. „Das Klima muss wichtiger sein als Autofirmen.“

Trotzdem geht Iris Menn mit gemischten Gefühlen auf ihre sechswöchige Reise in den hohen Norden. Es sei ja keine Freude, wenn man feststelle, dass Befürchtungen sich bewahrheiten oder sogar noch übertroffen werden. Recht zu haben, mache in dem Beruf nicht immer Spaß. „Das ist ein Zwiespalt, der sich wohl nicht auflösen lässt“, sagt Menn. „Den muss man aushalten.“ SVEN-MICHAEL VEIT