Im Asse-Labyrinth

UNTERSUCHUNGS-AUSSCHUSS Die Zeugen der CDU sind zwei ältere Herren, die mit den strittigen Vorgängen gar nicht befasst waren. Das stützt die These der Opposition, die CDU setze auf Verschleppung

Ein Dutzendmal musste der alte Herr seine Funktion erklären

Strahlend war im Asse-Untersuchungsausschuss gestern nur das Wetter vor Tür. Die erste Zeugen, von der CDU benannt, um zu klären, was genau in dem Atommüllschacht lagert und wer dafür verantwortlich ist, erwiesen sich als Nullnummern. Mit Karl Niklas (82) und Jürgen Schubert (76) traten zwei Pensionisten vor das Tribunal, die mit den strittigen Vorgängen gar nicht befasst gewesen waren.

Niklas wirkte als Strahlenschutzexperte der Gesellschaft für Strahlenschutzforschung (GFS), zu Gründerzeiten Betreiber der Asse. Außerdem saß er in der Strahlenschutzkommission des Bundes. Dort hat man Mitte der 1960er Jahre anscheinend nur die groben Linien diskutiert. Mit dem Strahlenschutz vor Ort sei der Asse-Geschäftsführer befasst gewesen, mit den Einlagerungen der Technische Direktor des GFS.

Dass sie den nicht geladen hatten, ging einigen Abgeordneten bis zum Schluss nicht auf. Ein Dutzendmal musste der alte Herr seine Funktion erklären, was auf CDU-Seite vielleicht daran lag, dass man schon nach zwanzig Minuten Getränke orderte. Die Christdemokraten hatten wohl eh nicht damit gerechnet, dass Niklas Substantielles beitragen könnte – was die These der Opposition stützen würde, die Regierungskoalition setze auf Verschleppung.

Ähnlich ließ sich die Befragung Schuberts an. Der Abteilungsleiter im Oberbergamt Clausthal war seit 1966 mit der Asse befasst. Geduldig rekapitulierte er, dass es Einwände gegen die Asse gegeben habe. Das wäre aber vor seiner Zeit gewesen. Danach sei der Schacht abgesichert worden, so dass keine Bedenken bestanden hätten, schwach- und mittelaktive Abfälle einzulagern. Wer letztlich die Entscheidung für die Asse als „Forschungsstätte“ durchgedrückt oder später den Forschungs- in einen Einlagerungsauftrag umgewidmet habe, wisse er nicht. Er nehme aber an, der Bund. Man hätte ja „oft genug Besuch gehabt von Herren wie Stoltenberg und Emke“. MICHAEL QUASTHOFF