Nicht verpassen!
: Im Stelenmeer

„Steinernes Meer inmitten der Stadt“, Mi., 22.15 Uhr, ZDF

„Holocaust-Denkmal, Berlin“, Mi., 23.30 Uhr, ARD

Es hat die Deutschen bewegt und wird sie auch weiterhin bewegen: das Holocaust-Denkmal in Berlin. Am 10. Mai wird es mit einem Festakt offiziell eröffnet, zwei Tage später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gleich zwei Dokumentationen widmen sich aus diesem Anlass dem umstrittenen Bauprojekt, doch sie wählen völlig unterschiedliche Perspektiven: Der ARD-Film „Holocaust-Denkmal, Berlin“ schaut zurück und zeichnet die Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte für die ermordeten Juden Europas nach. Autor Frank Hertweck war von der Grundsteinlegung bis jetzt, kurz vor der Einweihung, am Ort und hat seine Erlebnisse in tagebuchartigen Filmnotizen festgehalten. Er rekonstruiert so auch die Diskussionen, die es um das Mahnmal gegeben hat – vom Bundestagsbeschluss bis zum Degussa-Skandal. Das ZDF hingegen schaut mit „Steinernes Meer inmitten der Stadt“ in die Zukunft und fragt nach der möglichen Wirkung des Denkmals auf seine Besucher. Gemeinsam mit Anwohnern und Schülern des Jüdischen Gymnasiums Berlin begibt sich Autorin Susanne Gelhard in das Stelenmeer und lässt sie ihre Eindrücke beschreiben. Jenseits der persönlichen Empfindungen fragt der Film aber auch nach der gesellschaftlichen Relevanz der Gedenkstätte und erhält die kritischsten und klarsten Antworten von den Schülern: Als Anerkennung der Geschichte wissen sie das Denkmal als Geste zu schätzen, doch was es darüber hinaus für das deutsch-jüdische Verhältnis heutzutage bedeutet, ist für die Jugendlichen mehr als fraglich. Insgesamt sind ARD und ZDF zwei eindringliche Filme gelungen, die sich perfekt ergänzen – nur die Sende-Reihenfolge gehörte besser umgekehrt. HPI