KOMMENTAR: JAN ZIER über Minilöhne
: Besonders perfides Beispiel

Es ist nur ein Beispiel unter vielen. Nicht nur Friseure und Floristen, Leiharbeiter oder Wachleute, nein, auch viele BuchhändlerInnen verdienen trotz Full-Time-Job Löhne, die zum Leben nicht reichen. Und, ja, es trifft wieder mal eine Branche, in der viele Frauen arbeiten. Soweit, so bekannt. Über 16.000 Vollzeitbeschäftigte in Bremen arbeiteten 2010 für weniger als 1.300 Euro im Monat.

Nun ist Thalia, Deutschlands größter Sortimentsbuchhändler, im Kern noch immer ein gesundes Unternehmen, das Gewinn erwirtschaftet und in weiten Teilen sehr wohl die – ohnehin niedrig genug angesetzten – Tariflöhne zahlen kann. Ohne deswegen pleitezugehen. Dass der Konzern in seinen Reihen dennoch Armutslöhne akzeptiert und extrem ungleichen Lohn für gleiche Arbeit verteidigt, macht dieses Fallbeispiel besonders perfide.

Dagegen hilft natürlich kein Landesgesetz, keine noch so gut gemeinte Initiative von Rot-Grün. Dagegen hilft nur ein vom Bund verbindlich vorgeschriebener Mindestlohn, der auch Lohnuntergrenze heißen darf. Augenwischerei ist aber auch die Forderung der Gewerkschaft Ver.di, der Senat solle nicht in Läden einkaufen, die ihren Leuten nicht mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlen. Welche sind das denn? Niemand weiß das so genau. Und solange das so ist, wird sich auch nichts ändern.