Katrin Bettina Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

James Benning, der berühmte amerikanische Avantgardefilmer, zeigt bei neugerriemschneider zwei Filme: Das sind Filme zu seinem Buch „two cabins“. Und zwei ausgestellte Objekte, ein Schreibpult und eine alte Schreibmaschine, sind die Requisiten zu den Filmen. Beide zeigen ein Fenster, grob gezimmerte Hüttenwand rahmt Blick auf Bäume und Unterholz. Tja, nicht viel zu sehen, aber weil Benning den Ruf besitzt, es sehr ernst zu meinen mit der amerikanischen Geschichte, und das Buch ja auch noch da ist, informiert man sich und lernt: Dies ist das Zeugnis eines jahrelangen Re-Enactments von Geschichte. Benning hat auf seinem Waldgrundstück in der Sierra Nevada die Hütten des Philosophen Henry David Thoreau und des Briefbombers Ted Kaczynski nachgebaut, ihre Bücherregale rekonstruiert, eine Rückkehr in die Welt ihres Denkens inszeniert. Die Klause, der ablenkungsfreie Raum, nichts als die Natur als Gegenüber: Was setzt eine solche Waldeinsamkeit frei, solchen Fragen nachzugehen, dafür liefert Benning einen Rahmen.

Film ist auch ein Medium von Eva von Platen; mit Filmen, Zeichnungen und Collagen hat sie in der Galerie Wien Lukatsch ein Universum von visuellen Verknüpfungen und verrückten Bedeutungen aufgebaut. Ähnlich dem Kalauer – „Soll ich noch nach Knödeln buddeln oder doch mit Blöden knuddeln“ – spielt sie mit dem Reimen von Formen, dem Wandern von Gesten. Verwandtschaften zwischen Tieren und Menschen werden sichtbar, etwa im Kriechen, einer Schnecke und des Papstes auf dem Boden. Striche und Haare verselbständigen sich wie gebleckte Zähne, in Zeitschriften entdeckt, übermalt, ausgeschnitten, neu montiert, bis vom lächelnden Gestus nur die Aggression übriggeblieb. In den Filmen „Freuds“ und „Traums“ verweist sie auf einen Paten ihres bilderreichen Denkens.

■James Benning, „two cabins“, bis 24. März, Di-Sa, 11–18 Uhr, neugerriemschneider, Linienstraße 155 ■ Eva von Platen, bis 11. April, Di–Fr, 13–18 Uhr, Sa 12–18 Uhr, Galerie Wien Lukatsch, Schöneberger Ufer 65, 3. OG