Brainstorm

Möglicherweise sind die Vorträge ja spannend, aber diese Titel!, da kriegt das Hirn doch die Krätze: Erst vertritt Katja Eichler in der EuroLounge ab 17 Uhr die These We are family – schlimm! Dann, um 18 Uhr, referiert Karl-Ludwig Krieger im Haus der Wissenschaft über „Das Auto 2.0“ – weia! Da hätte er ja gleich reloaded schreiben können. Aber den Höhepunkt setzt, genau gleichzeitig im Diako, Stephan M. Freys mit dem Vortrag „Darmkrebs – Vorsorge ist besser als Nachsorge“ – das klingt so geschmacklos wie ein Witz von Harald Schmidts wegen Zynismus gefeuertem Gagschreiber – und man fragt sich, ob die ReferentInnen alle zu viel oder eben doch zu wenig über die Titel ihrer Donnerstagsveranstaltungen nachgedacht haben.

Verständlich wär’s . Weil sich das denkfreudige Publikum ja alles, was an zerebralen Aufnahmekapazitäten vorhanden ist, für den 3. März aufspart: Da ist der bundesweit Tag der Archive, und von 10 bis 17 Uhr macht das heiß und innig geliebte Bremer Staatsarchiv am Samstag Programm. Ab 10 Uhr gibt’s Führungen durch den sanierten Magazinturm, ab 10.30 Uhr Filme mit – wer hätte das gedacht – Bremer Archivalien gezeigt, der Deichhauptmann Michael Schirmer berichtet um 13.30 Uhr über Hochwasserschutz und besonders schön wird’s um 15 Uhr: Da beleuchtet Hans Waalwijk die ziemlich schrille Rolle, die Archivare in Romanen und Comics spielen.

Weniger Spaß macht wahrscheinlich das Gespräch über Johann Sebastian Bachs Johannes-Passion: Schon 1998 hat Dagmar Hoffmann-Axthelm dieses kapitale Werk als eine, mit dem Kunstgriff der „Fuga perfidiata“ ins Werk gesetzteHasspredigt gegen die, wie’s liturgisch hieß, perfiden Juden hörbar gemacht. Von 15 bis 18 Uhr diskutieren diesen weit übers Maß des 18. Jahrhunderts hinausreichenden Antisemitismus Daniel Katz, Nicolas Schalz und Martin Stöhr in St. Stephani. BES