Reue nach der TV-Beichte

Göttinger SS-Mann schweigt – seit die Staatsanwaltschaft auf sein Geständnis im britischen Fernsehen reagiert hat

Reue zeigt ein 83-Jähriger SS-Mann aus Göttingen – allerdings nicht über seine Kriegsverbrechen, sondern darüber, dass er sie detailliert im britischen Fernsehen offen gelegt hat. Die Göttinger Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt Niedersachsen haben nämlich aufgrund des BBC-Berichts Ermittlungen eingeleitet. In dem TV-Beitrag hatte der SS-Mann die Erschießung von Juden in der ukrainischen Stadt Ostroga im Jahr 1941 geschildert. Seit Beginn der Ermittlungen äußert er sich nicht mehr über seine Tat, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Allerdings sind die bisherigen Aussagen des SS-Manns in dieser Hinsicht eindeutig. „Versuchen sie sich vorzustellen, da ist ein Graben und da stehen Menschen an einer Seite. Und dahinter stehen Soldaten und das sind wir. Und die haben geschossen“, hatte er einer Reporterin erläutert. Seine eigenen Gedanken während der Tat fasste er so zusammen: „Ich habe nur überlegt, ziele vorsichtig, damit man auch richtig trifft.“

Gegen mehrere Mitglieder seiner Einheit wurde bereits vor Jahren ermittelt –zu einer Verurteilung kam es bislang jedoch nicht. Weitere Aufschlüsse erhofft sich die Staatsanwaltschaft nun durch zusätzliches Filmmaterial aus BBC-Besitz: Das Interview war nur in Auszügen gesendet worden. Ein Rechtshilfe-Ersuchen an die britischen Behörden sei bereits gestellt. taz/dpa