LESERINNENBRIEFE
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Her mit der Männerquote

■ betr.: „Frau Kisch? Fehlanzeige!“, taz vom 27. 2. 12

Frauenquote? Was für’n Quatsch. Her mit der Männerquote. 30 % Frauen? Die Forderung muss lauten: 50 % Männer. Was für eine peinliche und armselige Diskussion! In ein paar Tagen ist es 25 Jahre her, dass Radio 100 auf Sendung ging. Quotierung in den Redaktionen war (fast) selbstverständlich. Die Hälfte des Himmels/Äthers für die Frauen plus feministische Frauenredaktion, plus rein weiblicher Aufsichtsrat. Es war den Versuch wert! MARION FABIAN, Berlin

Die Aussage ist deutlich

■ betr.: „Rette sich, wer kann“ von Gabriele Goettle, taz v. 27. 2. 12

Danke für die detaillierte Darstellung der wissenschaftlichen Langzeitstudie „Deutsche Zustände“. Ihre Aussage ist deutlich: Unsere Demokratie gibt zunehmend die Grundlagen ihrer Stabilität preis. Sollte politisch nicht gegengesteuert werden, lässt sich bereits in einem antiken „Bestseller“ nachlesen, mit welchen Folgen zu rechnen ist: „Dass jener Staat, wo die Mittelschicht überwiegt, der beste ist, dürfte klar sein. […] Wo nämlich die Mittelschicht zahlreich ist, gibt es am wenigsten Aufstände und Zwistigkeiten unter den Bürgern. […] Ein Wechsel der Staatsform tritt jeweils als Folge auch dann ein, wenn ein bestimmter Teil der Bürgerschaft unverhältnismäßig zunimmt. […] Auch davor muss man sich in Acht nehmen, dass nicht etwa nur ein Teil der Bürger sich wohl befindet […], weil sonst eine Revolution entstehen könnte.“ (Aristoteles, griech. Philosoph um 380–322 v. Chr., Politik, 4. und 5. Buch). Seine Erkenntnisse zur Stabilität demokratischer Staatsformen sind von bestechender Aktualität.

BRIGITTA DORSCHFELDT, Berlin

Abscheuliches Zitat

■ betr.: „Rette sich, wer kann“, taz vom 27. 2. 12

Ich bin eine begeisterte Leserin der Gesprächsprotokolle von Gabriele Goettle und halte den Soziologen Wilhelm Heitmeyer für den wichtigsten Chronisten und Analysten der gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland. Und wenn dann die beiden zusammentreffen, freue ich mich natürlich ganz besonders. Und noch etwas: In dem vorangestellten abscheulichen Zitat des BMWA heißt es „zur Befriedigung ihrer Nahrungsbedingungen“. Wenn es sich dabei nicht um einen Schreibfehler Eurerseits (Bedingungen statt Bedürfnisse) handelt, dann beweist es doch eine ziemlich verquere Denkweise der Verfasser. EVA-MARIA BRUCHHAUS, Köln

Es geht um grüne Inhalte

■ betr.: „Trittins Platz an der Sonne“ von A. von Lucke, taz vom 28. 2. 12

Lasst Euch doch bitte nicht provozieren. 1. Die taz ist eine seriöse Tageszeitung und für mich die beste in Deutschland. 2. Es ist das gute Recht von Albrecht von Lucke, seine Sichtweise zu den politischen Vorgängen so darzulegen. 3. Als grünes Parteimitglied kann ich allerdings nur dazu sagen, dass diese Vermutung nicht zutrifft. Die Basis der Grünen, zumindest in NRW, strebt auf Bundesebene ganz klar Rot-Grün an, anderes wäre nicht zu vermitteln.

In allererster Linie geht es doch um grüne Inhalte. Klimawandel, Eurokrise bzw. Finanzkrise etc. Diese Inhalte müssen bis zur Bundestagswahl 2013 als klare inhaltliche Alternative angeboten werden. Jetzt schon zu spekulieren , welche Parteien die nächste Bundesregierung stellen, aus welchen Gründen auch immer, ist nun wirklich eindeutig zu früh. MARTIN BRÖMER, Iserlohn

Es bleibt die Hoffnung

■ betr.: „Trittins Platz an der Sonne“, taz vom 28. 2. 12

Sollten die Grünen es mal wieder in eine Bundesregierung schaffen, bleibt uns immerhin die Hoffnung, dass die taz einen anständigen Schweinejournalismus pflegt – anstatt in die unselige staatstragende Berichterstattung zurückzufallen, die wir während der rot-grünen Koalition ertragen mussten. FLORIAN NELLE, Pulheim

Krause Fantasie

■ betr.: „Trittins Platz an der Sonne“, taz vom 28. 2. 12

Armer Jürgen Trittin! Mich als Spindoktor – das hat er nun wirklich nicht verdient. Er hielte das für ebenso abwegig, wie ich es für abwegig halte. Herrn von Luckes Fantasie ist wirklich eine ziemlich krause und verquere, sie kommt ganz ohne Realien aus.

THOMAS SCHMID, Herausgeber der Welt-Gruppe, Berlin

Eher gefühlt als gedacht

■ betr.: „Programm gegen links. Extrem teuer, extrem erfolglos“, taz vom 27. 2. 12

„Einfach nicht zu glauben und peinlich, was Frau Familienministerin Schröder da für die deutsche Jugend in Szene setzen will/wollte. So haben viele mal zur Zeit ihrer Geburt argumentiert und eher gefühlt als gedacht. Haben diese obsoleten Kalter-Krieg-Kalauereien von anno dazumal ihr die Herren Kanter und Co bei der Taufe so intensiv in die Ohren geflüstert, dass seitdem jede eigenständige Entwicklung des Denkens jeglicher Couleur auch in ihrer Generation an ihr spurenlos vorbeigegangen ist? EKKEHARD SCHRÖDER, Potsdam