Grundsteinlegung
: Die Debatte kommt zu spät

Die Debatte ist eigentlich schon lange überfällig. Wie weit wollen wir eigentlich gehen bei der Manipulation unserer Mitgeschöpfe? Wo müssen der Forschung Grenzen gesetzt werden? Es geht nicht darum den Stammzellforschern zu unterstellen, ihr Ziel sei es Mischwesen aus Mensch und Tier zu schaffen. Gehen wir von dem Positiven aus: Sie wollen neue Therapien für bisher unheilbare Krankheiten entwickeln. Aber es muss dabei auch geklärt werden, und zwar vorab, welche „Nebenwirkungen“ sind wir bereit dafür in Kauf zu nehmen. Und das Wissen und die Methoden zur Entwicklung eines Tiermenschen, den ja niemand haben möchte, sind solche „Nebenwirkungen“ über die unbedingt ein Konsens erzielt werden muss. In den USA, an der renommierten Stanford University, steht bereits ein Stammzellforscher in den Startlöchern, der das Ziel hat, eine Maus zu schaffen, deren Gehirn vollständig aus menschlichen Zellen besteht. Zu Forschungszwecken, wie er betont. Um ein Modelltier zur Verfügung zu haben, an dem die Hirnerkrankungen des Menschen erforscht werden können, Parkinson zum Beispiel oder auch Alzheimer. Das ist dann der nächste Schritt, auch wenn es auf Grund des Größenunterschieds von Menschen- und Mäusehirn unwahrscheinlich ist, dass eine „denkende Maus“ entsteht. Aber die Menschheit geht damit in eine Richtung, die es vielleicht einmal ermöglicht, ein denkendes Tier zu schaffen. Ein Horrorszenario der fernen Zukunft? Ja sicherlich, aber wir legen heute den Grundstein dafür.

WOLFGANG LÖHR