DNA-Test sei Dank

SERIENTÄTER Wegen zwei seiner sieben Vergewaltigungen steht Holger L. vor Gericht

Der Angeklagte hat seinen Kopf fest auf das Brustbein gedrückt, die Augen geschlossen. „Das ist ein Kevin, der überlebt hat“, sagt der Verteidiger. „Milieuschädigung“ hat das Gutachten festgestellt – sein Körper ist übersät mit den Narben jahrelanger Misshandlung durch den Stiefvater. Die Narben auf der Seele sieht man nicht, der Angeklagte ist 52 und von kräftiger Gestalt. Eine korrekte Erscheinung.

In dem Gerichtssaal läuft ein anderer Film ab. Als „Einbrecherkönig“ hat er sich gefühlt, damals in Bremerhaven. „Er hat davon gelebt“, sagt der Anwalt. Dutzende Einbrüche müssen es gewesen sein, ein Profi. Vor allem in Villen habe er eingebrochen, sagt er fast stolz. Bis es dann bei dem Ehepaar F. schief ging – die beiden älteren Leute starben an Herzversagen. Der Einbrecher selbst rief den Notarzt. DNA-Proben wurden bei dem Strafverfahren Ende der 90er Jahre entnommen.

Und dann kam die Zeit der systematischen DNA-Tests. „150:1 Millionen“ sei die Zuverlässigkeit dieses Beweismittels, sagt der Richter. 1989, Vergewaltigung einer 10-Jährigen. 1991, Vergewaltigung im Schwesternwohnheim. 1993, wieder Schwesternwohnheim. „So tolle Frauen gibt es nicht im Osten“, hat der Angeklagte zu dem gefesselten und entkleideten Opfer gesagt. 1993 Krankenschwester in einer Souterrain-Wohnung. 1994, 1995 wieder. Wegen fünf Fällen ist er schon verurteilt, zwei weitere werden gerade vor dem Landgericht verhandelt. Da waren noch zwei oder drei, hat der Angeklagte selbst erklärt, er komme mit der Erinnerung durcheinander.

Immer dasselbe Schema. Er schützt sich mit Handschuhen und Gesichtsmaske und gibt sich vor der Tür als Handwerker aus. Die Opfer haben danach die Berufsausbildung abgebrochen, die Stadt verlassen, bezeichnen sich als „beziehungsunfähig“, traumatisiert. Nie wurde er erwischt – erst dank DNA-Test wurde er Jahre danach überführt.

Lebenslängliche Sicherheitsverwahrung hat er schon. Mehr gibt es nicht. Ob er sich vielleicht entschuldigen wolle, fragt der Richter. Er würde sich schon entschuldigen, sagt der Angeklagte ohne jede erkennbare Rührung. Er guckt die Frau nicht an, die vor ihm auf dem Zeugenstuhl sitzt, „bringt ja doch nichts“, fügt er hinzu. Nach der Verhandlung führen zwei Polizeibeamte ihn in Handschellen aus dem Gerichtssaal. Der Prozess wird am 13.8. fortgesetzt. kawe