TERRORISMUS
: Hells Angels suchen

Das Empfangskomitee trägt MP und Olivgrün

Der Reporter der „heute“-Nachrichten berichtete live aus Mallorca über den Anschlag der ETA, bei dem zwei Polizisten in die Luft gesprengt wurden. Die Kamera zoomt auf einige schaulustige Touristen mit Schlabbershorts, die breitbeinig herumstehen und glotzen. Man sieht sie von hinten, und das ist kein schöner Anblick. Der Reporter sagte: „Eine deutsche … äh deutliche Absage an den Terrorismus.“

Ich dachte, mal gucken, wie es in Berlin mit der deutschen … äh deutlichen Absage an den Terrorismus aussieht. Wir fuhren mit dem Auto zum Spandauer Damm, wo die Hells Angels wohnen. Seit ein Anführer ein Messer in den Rücken bekommen hat und einem anderen fast ein Bein abgehackt wurde, sind sie wieder zum Staatsfeind Nr. 1 aufgestiegen.

Vor dem Charlottenburger Schloss großer Empfang. Die Straße wird einspurig. Das Empfangskomitee trägt MP, guckt gelangweilt, ist olivgrün und für die hochsommerlichen Temperaturen viel zu warm gekleidet. Autofahrer mit Glatze oder sonst wie gefährlich aussehend werden herausgewinkt. Obwohl ich meine gefährlich aussehende Sonnenbrille aufhabe, darf ich weiterfahren. 200 Meter weiter wieder Kontrolle mit Nagelbett, das aber nur ausgerollt wird für den Fall, dass jemand ausbüxen will. Einen Hells Angel kann ich nicht entdecken, und das liegt nicht an meiner Sonnenbrille.

Wir fahren nach Kreuzberg zurück. Da ist mehr los. Auf der Admiralsbrücke schreit ein Admiralsbrückendjango: „Ich fick deine Mutter!“, und tritt einen ahnungslosen Hippie, der sich aufs Pflaster langgelegt hat. Ein paar Leute zerren ihn weg. „Den sollte man nach Mallorca abschieben“, schlage ich vor. Meine Freundin hat eine bessere Idee: „Zwei Hells Angels engagieren. Einfach nur zum Rumlungern. Und ab und zu ein Auge auf die Leute werfen.“

KLAUS BITTERMANN