Alles über alles

THEATEREXPERIMENT In ihrer Performance „Alles“ tritt die Theater-Künstler-Gruppe Showcase Beat Le Mot das Erbe gescheiterter Universalanthologien an

Alles steht neben allem, mit allen Widersprüchen, am besten gleichzeitig

VON ROBERT MATTHIES

Von der Vier-Elementen-Lehre über Platons Höhlengleichnis, mystische Alchemie, Golem-Beschwörungen, ausschweifende Filibusterreden, Eurythmie und gemeinsames Gemüsesuppekochen: In ihrer neuen Performance „Alles“, mit der sie dieses und nächstes Wochenende auf Kampnagel zu Gast ist, bastelt die Theaterwissenschaftler-Künstler-Gruppe Showcase Beat Le Mot aus allerhand Literatur-, Wissenschafts- und Theatertheorie-Zitaten, Licht, Klang, Musik und unerschöpflicher Spielfreude ein vierstündiges Experimentarium voller Holzlattengerüste, Stroboskop-beblitzter Menschenkörper und ratternder Räder. Ein in sich geschlossener, von einem Perpetuum Mobile angetriebener Bühnen-Kosmos, in dem Nikola Duric, Dariusz Kostyra, Thorsten Eibeler und Veit Sprenger alles immer wieder aus allem neu zusammensetzen, alles neben allem steht, mit allen Widersprüchen, am besten gleichzeitig.

Dahinter steckt allerdings mitnichten ein wahlloser und alles über einen Kamm scherender Theater-Eklektizismus und keine Bühnen-Filibusterei: nicht esoterisch, sondern ausdrücklich ideologisch werden die Dinge hier zusammengesetzt. Denn gerade das Bedürfnis, das alles zu unterscheiden, einzuteilen und in einer universellen Anthologie zu versammeln, wird hier immer wieder ad absurdum geführt. Was „Alles“ zusammensetzt, ergibt am Ende keinen einheitlichen Sinn, der nur eine Perspektive zulässt, sondern bleibt Fragment. Und der Zusammenhang eben nicht weniger als das unerklärliche Wunder kollektiver menschlicher Tat.

■ Sa, 3. 3. + So, 4. 3., 19.30 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20; weitere Termine: Fr, 9. 3. bis So, 11. 3.