Geflutete Erinnerung

Die „Subbühne“ im Eppendorfer Bunker begeht ihr zehnjähriges Bestehen

Der Mensch muss den Hebel umlegen. Sonst steht er im Nu unter Wasser, der Eppendorfer Röhrenbunker. „Nur durch den menschlichen Eingriff bleibt dieser Ort begehbar“, betont Regisseur und Autor Michael Batz, der 1995, vom Politkünstler Gerd Stange ins Boot geholt, die „Subbühne“ mit initiierte, die jetzt ihr zehnjähriges Bestehen begeht.

Als Kontrapunkt zu den offiziellen Gedenkfeiern zur 50. Wiederkehr des Kriegsendes war das „Kellertheater“, das der Bezirk eigentlich zuschütten wollte, im Mai 1995 gedacht – ein Monat, in dem täglich Künstler und Autoren in den beiden engen Röhren des Bunkers gastierten.

„Rhythmische Babylonische Wasserskulptur“ nannten die Künstler jenes zweckmäßige, regelmäßig zu wartende Kunstwerk, das sie zur Entwässerung des Bunkers installierten. „Die Menge des abzupumpenden Wassers variiert je nach Wasserspiegel – ein Sinnbild auch des Abklopfens von Erinnerung, des sinnlichen Sich-Einfühlens in Historie“, sagt Batz.

Der Bunker sei ein Angebot „einerseits an Zeitzeugen, die dort ihre Erinnerungen verarbeiten möchten, andererseits an alle, die ihren Umgang mit Erinnerung reflektieren wollen“, ergänzt Stange, der 1994 die in Eppendorf lebende bosnische Autorin Emina Kamber animierte, ihr Anti-Kriegsstück „Zur Audienz bei Kulinbanus von Bosnien“ dort aufzuführen. Regelmäßige Lesungen des Schriftstellerverbandes finden seither in dem Bunker statt, dessen Träger seit Juni 1995 das Stadtteilarchiv Eppendorf ist. Mitarbeiter Hakim Raffat führt regelmäßig Schulklassen und andere Interessenten durch den Bunker.

Er habe einen Raum schaffen wollen, den auch der Antimilitarist Wolfgang Borchert, dessen Geburtshaus in Sichtweite steht, gutgeheißen hätte, sagt Stange. Den Eingang des von Gestrüpp umwucherten Bunkers findet er allerdings zu unscheinbar. „Den würde ich gern bepflanzen und zu einem Erinnerungs-Treffpunkt machen.“ Vielleicht ja als Pendant zur „Verhörzelle“ für die Geschwister Scholl, die ein paar hundert Meter weiter steht. Deren „Vorgarten“ hat Stange gerade mit Stauden weißer Rosen bepflanzt. PS

Jubiläumsveranstaltung „Zehn Jahre Subbühne“: Sa, 7.5., 16 Uhr, Tarpenbekstraße 68 (Röhrenbunker)