Eisbären weinen nicht

VON TORSTEN HASELBAUER

Berlin im August, Sommerferien, 35 Grad, die Sonne knallt. Und was macht man da? Richtig, Eishockey spielen. Zumindest die Eisbären Berlin, immerhin amtierender Deutscher Eishockeymeister. Für das Team von Don Jackson hat die Vorbereitung zur neuen Saison begonnen, die in knapp einem Monat beginnt.

Im Sportforum Hohenschönhausen also zwängen sich die Kufenflitzer in schwere, dicke Trikots und unförmige Wadenschoner aus Hartplastik. Sie setzen sich Helme auf, nehmen einen Schläger in die Hand und laufen auf dickem Eis auf Schlittschuhen einem Puck hinterher. Wie sich das denn anfühle, so mitten im August bei 32 Grad Außentemperatur, wenn jeder andere, normale Mensch im Freibad liege, wurden die Spieler des Deutschen Meisters gefragt. „Richtig gut“, bekam man da zu hören von schwitzenden, großen, starken Männern. Kaum zu glauben, aber wahr.

„Ich möchte ein Eisbär sein“, sang einstmals in den Achtzigerjahren die Neue-Deutsche-Welle-Band „Grauzone“. Dann ging es weiter im Text mit „am kalten Polar“. Und schließlich folgte noch der Kernsatz, die Philosophie des ganzen Songs: „Eisbären müssen nie weinen.“ Es war die Zeit des Kalten Krieges. Alles war so klar. Eisbären gehörten an den Polar. Doch in Zeiten der globalen Erderwärmung ist vieles auf der Erde aus der Balance geworfen. Auch im Sport.

Es gibt Eisschwimmer, die sich Löcher ins Eis hauen, um bei Minusgraden ihren Körper in Form zu bringen. Es gibt Berliner Sportler, die sich Eisbären nennen und im Hochsommer Eishockey spielen – ohne zu weinen und sich dabei sogar richtig gut fühlen. Am 4. September haben die Eisbären aus Berlin ihr erstes Meisterschaftsspiel. Gegner sind die Huskies aus Kassel. Die trainieren auch schon.