Youtube kündigt Protestkanal

INTERNET Nach Beschwerden von Benutzern kündigt Youtube das Konto von Utopie TV, einer Hamburger Plattform für lokale Protestvideos

versteht sich als eine Unterstützerplattform für Initiativen und soziale Bewegungen in Hamburg.

■ Seit Herbst 2010 hat es, vergleichbar der 2004 gegründeten Plattform Feuerlöscher TV, zahlreiche Videos von lokalen Protestaktionen ins Netz gestellt.

■ Dokumentiert werden in den Filmen vor allem Protestaktionen des „Recht-auf Stadt“-Netzwerks, der „Occupy“-Bewegung und zuletzt die Demonstrationen gegen das Urheberrechtsabkommen Acta. Sie wurden rund 280.000 Mal angesehen.  LKA

Das Videoportal Youtube hat vergangene Woche sämtliche Protestfilme des alternativen Medienprojekts Utopie TV aus dem Netz genommen. Statt der Videos findet sich auf der Seite des Kanals nur noch der Hinweis, dass dem Konto wegen wiederholter oder schwerwiegender Verstöße gegen die Community-Richtlinien oder aufgrund von Urheberrechtsbeschwerden gekündigt worden sei.

„Die Kanalsperre betrifft nicht nur das Medienprojekt, sondern auch die Initiativen, die bei uns eine Plattform bekommen“, sagt ein Utopie TV-Sprecher. Zur Kündigung kam es, weil Utopie TV innerhalb eines Jahres fünf Beschwerden wegen mutmaßlicher Verstöße gegen den Datenschutz, das Urheberrecht und Community-Richtlinien kassierte. In drei Fällen seien Datenschutzbeschwerden von Einzelpersonen allerdings fallen gelassen worden. „Zwei Videos wurden gelöscht“, sagt er. Zuvor hatte Youtube bei gemeldeten Verstößen immer eine Nachricht geschickt. „Diesmal kam eine solche Vorwarnung nicht.“

Erst nach der Sperrung und Kündigung folgte die Begründung. Die Youtube-Community habe mindestens eines der Videos „geflaggt“ und damit als unangemessen gemeldet, erklärt Youtube in einer E-Mail. Eine Prüfung habe ergeben, dass das Video zu Demonstrationen gegen das Urheberrechtsabkommen Acta gegen die Richtlinien verstoßen habe.

Weil auf dem Videoportal noch ähnliche Filme von der Anti-Acta-Demo kursieren, vermutet Utopie TV, dass der Film aus einem anderen Grund heikel war: Er zeigt eine Aufnahme der missglückten Polizeikampagne, bei der die Hamburger Polizei mit einem Fotomodel, das des Diebstahls verdächtigt wird, um Nachwuchs warb. „Die Polizei hat es wohl versäumt, alle Plakate der Werbekampagne von ihren Wägen zu entfernen“, so der Utopie TV-Sprecher.

Youtube-Sprecherin Mounira Latrache sagt auf taz-Anfrage, dass es dem Videoportal wegen der täglich hochgeladenen Datenmengen nicht möglich sei, zu Einzelfällen Stellung zu nehmen. „Grundsätzlich ist es so, dass wir, sobald wir auf konkrete Rechtsverletzungen hingewiesen werden, die gegen lokale Gesetze, die Nutzungsbedingungen oder die Community-Richtlinien verstoßen könnten, diese unverzüglich prüfen und gegebenenfalls entfernen.“ Mit anderen Worten steht es Youtube frei, Filme zu entfernen, die User als unangemessen melden.

Derzeit baut Utopie TV einen neuen Kanal auf dem nicht-kommerziellen Videoportal Vimeo auf. Für Youtube spricht in den Augen der Utopie TV-Betreiber jedoch trotz allem, dass es schnell, massentauglich und einfach zu bedienen sei. LENA KAISER