… KAI WEGNER (CDU)?
: Der FDP den neuen Kopf waschen

Mitte 2011 waren CDU und FDP noch Partner auf verlorenem Posten. Beide drohten aus dem Wahlkampf zum Abgeordnetenhaus als Verlierer hervorzugehen. Den „Liberalen“ prophezeiten Umfragen das Scheitern an der Fünfprozenthürde. Und da alles auf eine rot-grüne Koalition hinauslief, sahen die meisten vermeintlichen Experten die Union fest auf die Oppositionsbank geschraubt. Es kam ein bisschen anders – aber nur, was die CDU betrifft. Die FDP erreichte 1,8 Prozent und verlor auch noch ihren Kopf: Der Vorsitzende Christoph Meyer warf das Handtuch.

Am Freitagabend wurde sein Nachfolger gewählt: Die Berliner FDP-Legende Martin Lindner soll es richten. Lindner, langjähriger Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, sitzt inzwischen im Bundestag und hat schon mal die Kürzung der Hartz-IV-Sätze um 30 Prozent gefordert. Für ihn stimmten knapp 80 Prozent der Delegierten auf dem Parteitag, Gegenkandidaten gab es keine.

Einer der ersten Gratulanten war der Generalsekretär der Berliner CDU, Kai Wegner. Wobei „Gratulant“ genau genommen die falsche Bezeichnung für Wegner ist, der übrigens auch im Bundestag sitzt. Denn offensichtlich haben er und seine Partei die FDP in der „Bundeshauptstadt“ (wie die CDU gern sagt) abgeschrieben. Wie sonst ist es zu erklären, dass Wegner die Wahl Lindners als „verzweifelten Versuch“ der Partei bezeichnete, sich wieder Gehör zu verschaffen? Schließlich, so Wegner, spiele diese „auf der politischen Bühne keine Rolle mehr“.

Verabschiedet sich hier die CDU von ihrem „bevorzugten Koalitionspartner“ (Kanzlerin Merkel)? Tritt ein Bundestagsabgeordneter einem anderen vors Schienbein? Oder erinnert sich Wegner an die Zeit des Wahlkampfs und freut sich, dass nur die stärkere Partei überlebt hat? Egal. Manchmal ist es einfach schön, dass auch die CDU die Zeichen der Zeit erkannt hat. Und das zugibt. BIS Foto: Promo